Norma Deloris Egstrom – A Tribute to Peggy Lee Jessica Pilnäs

Cover Norma Deloris Egstrom – A Tribute to Peggy Lee

Album info

Album-Release:
2012

HRA-Release:
02.05.2012

Label: ACT Music

Genre: Jazz

Subgenre: Mainstream Jazz

Artist: Jessica Pilnäs

Album including Album cover Booklet (PDF)

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Formats & Prices

FormatPriceIn CartBuy
FLAC 48 $ 13.20
ALAC 48 $ 14.50
  • 1There'll Be Another Spring04:14
  • 2Do I Love You02:53
  • 3Blue Prelude03:26
  • 4Smile04:31
  • 5Fever04:06
  • 6This Is A Very Special Day02:52
  • 7It Never Entered My Mind06:07
  • 8What's New02:48
  • 9Boston Beans02:57
  • 10I Wound It Up02:14
  • 11I'm Gonna Go Fishin'02:50
  • 12The Folks Who Live On The Hill06:33
  • 13The Gold Wedding Ring03:35
  • Total Runtime49:06

Info for Norma Deloris Egstrom – A Tribute to Peggy Lee

Intim und von entwaffnender Leichtigkeit: Jessica Pilnäs - eine der herausragenden schwedischen Jazz Sängerinnen – präsentiert ihre persönliche Hommage an eine der ganz großen amerikanischen Sängerinnen des 20. Jahrhunderts: Peggy Lee. Mit ihrem radikalen gesanglichen Understatement, voller rhythmischer Feinheiten und ihrer Liebe für Nuancen zaubert Pilnäs ein kleines Meisterwerk voller großer Momente.

Songs wie „Fever“ kennen die meisten; die Sängerin dahinter aber - zumindest in Europa - nur noch wenige: „Selbst in meinem Freundes- und Kollegenkreis konnten viele nichts mehr mit dem Namen Peggy Lee anfangen“, erzählt die schwedische Sängerin Jessica Pilnäs, „obwohl sie doch nicht nur eine einzigartige und wegweisende, über 40 Jahre lang erfolgreiche Interpretin, sondern eine der ersten Singer/Songwriter gewesen ist, die viele ihrer Songs und Texte selbst geschrieben hat.“

In Amerika zählt Peggy Lee (1920 - 2002) zu den ganz großen Sängerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie steht damit in einer Reihe mit Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Sarah Vaughan, geht aber noch darüber hinaus: Denn Lee war nicht nur im Jazz-Bizz zu Hause (Benny Goodman entdeckte die damals Zwanzigjährige), sondern erreichte ein Publikum fern aller Genregrenzen: Lee ist die einzige Sängerin, die es in den USA schaffte sowohl in den 1940er, -50er und -60er Jahren jeweils Top Ten-Hits zu haben, sie spielte in zahlreichen Kinofilmen mit (u.a. dem ersten Tonfilm 'The Jazz Singer'), erhielt sogar eine Oscar-Nominierung und gastierte am Broadway. Es ist die Geschichte vom amerikanische Traum, die Peggy Lee gelebt hat, von einem mittellosen jungen Mädchen, das in Bars singend kellnerte bis hin zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten des amerikanischen Musiklebens.

Als Labelchef Siggi Loch Jessica Pilnäs vorschlug, eine Hommage an Peggy Lee zu machen, war die Sängerin sofort begeistert. Schon alleine deswegen, weil Pilnäs auf ihre Weise ebenso kompromisslos zu ihren musikalischen Vorlieben steht wie einst Peggy Lee: Mehrfach hat Pilnäs den Versuchungen einer schnellen und oberflächigen Pop-Karriere widerstanden. Noch im Jahr 2000 hätte sie im Schlepptau ihres ersten Pop-Albums, das sich alleine in Japan über 50 000 Mal verkaufte, Karriere machen können – unter dem Pseudonym „Isa“ als fremdbestimmtes, Playback-singendes Vehikel der Plattenfirma. Doch dafür liebte Pilnäs die Musik und vor allem den Jazz zu sehr. Statt ein Popsternchen zu werden, studierte sie erstmal Medizin, blieb der Musik aber immer treu. Schwedische Jazz-Größen wie Nils Landgren und ihr jetziger Ehemann Johan Norberg förderten Pilnäs Gesangskarriere. Sie wurde u.a. Teil von Landgrens 'Christmas With My friends'-Ensemble und vor zwei Jahren ergab sich dann die richtige Gelegenheit als Solokünstlerin ins Rampenlicht zu treten: mit der Veröffentlichung ihres Debüts „Bitter And Sweet“ bei ACT. Erstmals konnte sich Pilnäs eine Band ihrer Wahl aussuchen, für die Musik, die sich gewissermaßen über die Jahre aufgestaut hatte. Dem Querschnitt-Programm folgt nun fast folgerichtig das Konzeptalbum, mit dem sich Jessica Pinäs vor Peggy Lee verbeugt.

Hört man nun „Norma Dolores Egstrom – A Tribute to Peggy Lee“, kann man sich tatsächlich kaum eine idealere Sängerin für dieses Projekt vorstellen. Pilnäs ist wie Peggy Lee keine Gesangsartistin, die Stärke und Besonderheit von beiden ist die Nuance, das Detail. Feinste rhythmische Verschiebungen, ein radikales gesangliches Understatement bis hin zum Sprechgesang, die Fähigkeit, mit minimalem Rubato, Vibrato oder Decrescendo mehr auszudrücken als andere mit Lautstärke, das zeichnet beide aus. („What’s New“ oder „Blue Prelude“).

Und wie Peggy Lee vermag auch Pilnäs, mit minimalen Mitteln und entwaffnender Leichtigkeit in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen: In die der Romantikerin („There’ll Be Another Spring“ oder „This Is A Very Special Day), des verruchten Vamps („Do I Love You“ oder „Gonna Go Fishin‘) oder der vom Blues Gebeutelten („What’s New“ oder „Blue Prelude“).

Mit Charlie Chaplins herzergreifenden Stück „Smile“ aus dem berühmten Film „Modern Times“ verbindet Pilnäs eine besondere Geschichte: „Ich war als ganz junge, unerfahrene Ärztin in einer psychiatrischen Klinik in Stockholm. Dort hatten wir eine Patientin, eine depressive, sich mit dem Leben nicht mehr zurecht findende alte Frau, von der wir alle trotzdem inständig hofften, dass sie es schaffen würde, weil sie bald erstmals Großmutter wurde. Tatsächlich konnten wir sie kurz vor der Geburt entlassen. Drei Tage später kam sie aber von selbst zurück. Sie bekam ihr Leben außerhalb des Krankenhauses nicht mehr in den Griff und war darüber so verzweifelt, dass sie nur noch schreien konnte. Nichts half, und als ich einmal plötzlich alleine mit ihr im Raum war, fing ich einfach zu singen an. Es war ,Smile‘, und zur Verblüffung aller verstummte die Frau und sagte hinterher: ,Danke Frau Pilnäs, dass Sie für mich gesungen haben.“ Eine unvergessliches Beispiel für die Kraft der Musik, das in der extrem langsamen, schwebenden Version des Albums hörbar nachwirkt.

Dem Understatement des Gesangs entsprechen beim „Tribute to Peggy Lee“ auch die Arrangements. „Wir haben bewusst auf Schlagzeug verzichtet“, berichtet Pilnäs. Ganz im Dienste der Melodien und ihres Flows stehen stattdessen Karl Olanderssons wundervoll schwebende Trompete, meist mit lyrischen Bögen, aber bei Bedarf auch schwer oder mit Bebop-Girlanden. Auch das grandiose Vibraphon von Mattias Stahl beeindruckt: Eine mit derselben Variabilität ausgestattete und auf die Macht des Minimalismus vertrauende zweite Stimme. Bestes Beispiel ist seine fast parodistische, ganz reduzierte Begleitung auf dem Klassiker „Fever“, die wie Pilnäs‘ Gesang perfekt den Witz und die Ironie einfängt, welche Peggy Lee auch auszeichneten. Bei vier Stücken, besonders bei 'Smile' und 'It Never Entered My Mind', ist das schwedische FleshQuartet mit unverkennbaren und originellen Streicherarrangements zu hören, um den Songs den Weg in eine weitere klangliche wie emotionale Dimension zu weisen.

Es spielt in der Karriere von Peggy Lee keine nachweisbare Rolle, dass ihre Vorfahren - wie man an ihrem bürgerlichen Namen Norma Deloris Egstrom sieht - aus Schweden stammten. Erst ein Clubbesitzer, so heißt es, taufte sie später auf den für das amerikanische Showbusiness treffenderen Namen Peggy Lee. Ebenso scheint es keinen sichtbaren Zusammenhang zu geben, dass der schwedische Jazz seinen seit zwei Jahrzehnten währenden Siegeszug mit exakt der harmonischen Verschmelzung von Jazz und Pop angetreten hat, für den Peggy Lee Zeit ihres Lebens stand. Genauso zufällig kam Jessica Pilnäs nun scheinbar zu ihrer Hommage, mit der sie zum Wiederentdecken einer zu Unrecht fast Vergessenen einladen will. Doch wer will in der Kunst schon an Zufälle glauben?

Jessica Pilnäs, vocals
Mattias Ståhl, vibraphone
Karl Olandersson, trumpet
Fredrik Jonsson, bass

Fleshquartet are:
Sebastian Öberg, cello
Örjan Högberg, viola
Mattias Helldén, cello
Jonas Lindgren, violin
Christian Olsson, drums & samples

Strings arranged by the Fleshquartet
Produced, arranged and mixed by Johan Norberg
Executive Producer: Siggi Loch
Recorded by Dag Lundqvist at studio Decibel on December 6 - 8, 2011
Mastered by Klaus Scheuermann

Jessica Pilnäs
Gesungen hat Jessica Pilnäs schon immer, ist sie doch familiär vorbelastet: Ihr Vater war Keyboarder in Schwedens beliebtester Pop-Band, den „Sven-Ingvars“. So kam sie schon mit 16 Jahren 1995 in die Vorauswahl des Eurovision Song Contest, wurde Dritte und bekam sofort einen Plattenvertrag angeboten. Doch Jessica schwebte etwas anderes vor als eine Karriere als Pop-Sternchen: „Ich war so jung und gerade erst auf die höhere Schule gekommen und wollte diese ordentlich erledigen.“ Statt den Vertrag zu unterschreiben, setzte sie also auf Ausbildung und ging nach dem Gymnasium schließlich auf die renommierte „Fridhem“-Jazzschule, der etliche der heutigen schwedischen Jazzgrößen entstammen.

Mit 20, nunmehr solide ausgebildet, wurde Pilnäs Mitglied der international erfolgreichen R & B- Band „Robyn“. Wieder wurden Pop-Produzenten auf sie aufmerksam, diesmal konnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Unter dem Pseudonym „Isa“ spielte sie das Album „Pretender“ ein. Das verkaufte sich zwar vor allem in Japan blendend, doch Pilnäs merkte schnell, dass sie, fremdbestimmt, Promotion gesteuert und Playback singend, weit entfernt von dem war, was sie eigentlich machen wollte: „Das war nicht ich. Ich fühlte mich nicht wohl, wie die anderen Popsängerinnen in Musikvideos herumtanzen. Ich war so enttäuscht von der Musikindustrie und all des Drucks müde, der den Spaß tötete.“

Kurzentschlossen zog sie sich aus dem Musikgeschäft zurück und setzte Plan B in Kraft: ein Medizinstudium an der renommiertesten Universität Schwedens, der Nobelpreis-Institution „Karolinska Institutet“.Vielleicht wäre Jessica Pilnäs heute allein dem Arztberuf verfallen, wenn es nicht zwei Musiker gegeben hätte, die ihren Rückzug für einen schweren Verlust für den Jazz hielten: Der Eine, Starposaunist Nils Landgren, versucht noch während ihres Studiums wiederholt, sie für den Gesang zurückzugewinnen. Im Jahr 2003 nimmt er mit ihr eine Duett-Version von „The Winner Takes It All“ auf, die später auf der ACT Compilation „Magic Nordic Voices“ (ACT 9718-2) veröffentlicht wird. Und am 3. Juni desselben Jahres produziert Nils Landgren mit Jessica Pilnäs und einer hochkarätig besetzen Band, bestehend aus Wolfgang Haffner, Dan Berglund, Jesper Nordenstadt in ABBAs legendären Polar- Studios fünf Songs, die sich später auf „Bitter And Sweet“ wiederfinden. 2008 schließlich holt Landgren sie in sein zweites „Christmas With My Friends“-Projekt (ACT 9476-2) - für die CD und mehrere Tourneen durch Schweden und Deutschland.

Die zweite wichtige Figur in Jessicas musikalischer Laufbahn ist der Gitarrist und Produzent Johan Norberg, hierzulande vor allem als Partner von Jonas Knutsson mit dem Duo „Norrland“ bekannt. Schon 2000 ist er in der Band, die Jessica Pilnäs alias Isa auf Japantournee begleitet. Von ihrem Talent überzeugt, schreibt er ihr sofort nach der Rückkehr einen Song und holt sie in sein Studio. In „The More I See“, das dann zunächst von Rigmor Gustafsson auf „I Will Wait For You“ (ACT 9418-2) vorgestellt wurde, geht es um den Moment des Erwachens der Liebe. Beide stellten fest, dass er ihre Beziehung widerspiegelt. Seither sind sie ein Paar und seit einigen Jahren Mann und Frau. All diese Stationen Jessica Pilnäs‘ persönlicher, wie musikalischer Entwicklung finden sich auf dem 2010 erschienen Album „Bitter And Sweet“.(EMO 4001-2) wieder. „Ich habe mich bewusst für diese Art Kompilation entschieden. Bevor ich etwas ganz Neues machen konnte, musste ich erst die Vergangenheit zu einem guten Ende bringen und präsentieren, was da gewachsen ist und mit viel Liebe gemacht wurde.

Booklet for Norma Deloris Egstrom – A Tribute to Peggy Lee

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