„Klassik!“, sagt das Label. „Jazz!“, sagt das Ohr. Und schon ist die Spanne beschrieben, in der das Album das schwedischen Schlagzeugers Emil Brandkvist oszilliert: Brandkvist: Interludes ist eher Melange der Möglichkeiten als absolute Aussage des Unverrückbaren.
Fraglos finden sich viele klassische Elemente in den insgesamt elf Kompositionen, die in den vergangenen vier Jahren entstanden sind und den Hörer für 47 Minuten in eine Zwischenwelt entführen. Die klingt vertraut, aber doch bricht sie allenthalben die Konventionen. Zum Beispiel?
Schön zeigt sich die Freude am Bruch in The Living Room Conductor. Es öffnet wir ein klassisches Klavierstück, doch dann säuselt eine Bass-Klarinette im Hintergrund und die ersten Nieten eines Sizzle-Crashbeckens rasseln auf, bevor Schlegel über die Toms leise Melodien zu spielen beginnen. Das ist dann eher Jazz, wie auch der Bruch der Akkorde, der sich später einstellt, und dem noch später Klänge wie aus dem Gefälligkeits-Arsenal der Pop-Musik folgen – die dann wieder eingefangen werden. Keine klare Welt für Genre-Liebhaber.
Auch die Instrumentierung ist für manche Überraschung gut. Da hören wir unter anderem eine Lap Steel Gitarre, eine Pumporgel, die schon erwähnte Bass Klarinette, dazu Violine, Stimmen oder Tastenfidel. Emil Brandqvist selbst spielt auf dem Album neben Schlagzeug und Percussion auch Piano und ein Fender Rhodes E-Piano.
Die gemeinsame Grundstimmung des Albums ist sehr ruhig und „eine wunderbare Reise in gedankenverlorene Stille des Nordens“, lässt das Label wissen. Klischees zu bedienen ist aber nicht das Ansinnen Brandqvists. Und gar so gedankenverloren still ist die Musik gewiss auch nicht, Norden hin, Schweden her.
Auch formal akustisch ist das Album sehr schön gemischt. Das ist auch Åke Linton zu verdanken, der lange Jahre mit dem Esbjörn Svensson Trio zusammen gearbeitet hat. Das finale Mastering übernahm Hans Olssson im Svenska Grammofonstudion in schwedischen Göteborg.
Klassik hin, Jazz her – in Summe sind Brandkvists Zwischenspiele eine schöne Einladung an Wohlgefühl und Entspannung, der man sich definitiv hingeben kann. (Thomas Semmler, HighResMac)
Emil Brandqvist