The Big Wig Andreas Schaerer
Album info
Album-Release:
2017
HRA-Release:
13.01.2017
Album including Album cover Booklet (PDF)
- 1 Seven Oaks (Live) 05:30
- 2 Preludium (Live) 08:51
- 3 Zeusler (Live) 09:58
- 4 Wig Alert (Live) 07:57
- 5 If Two Colossuses (Live) 12:57
- 6 Don Clemenza (Live) 06:52
Info for The Big Wig
„The Big Wig“ ist das Meisterstück des Multitalents und Stimmwunders Andreas Schaerer, mit dem er sich endgültig in die Riege der wichtigsten Komponisten und Interpreten zeitgenössischer Musik seiner Generation einreiht.
Es gibt gleich einige gute Gründe, warum der Berner Andreas Schaerer derzeit einer der interessantesten Gesangskünstler der Musikszene weltweit ist. Was damit beginnt, dass der Preisträger des ECHO Jazz 2015 in der Sparte „Gesang international“ (und damit direkter Nachfolger von Gregory Porter) weit mehr ist als nur ein Sänger und auch nur bedingt in die Schublade Jazz passt. Schaerer ist vielmehr ein Stimm-Jongleur, der sein Organ nicht nur in den verschiedensten Lagen und Stilen (vom klassischen Lied- bis zum Crooner- oder Scat-Gesang) erklingen, sondern damit auch alle denkbaren Geräusche erzeugen und allerlei Instrumente bis hin zum Beatbox-Schlagzeug imitieren und auf buchstäblich unglaubliche Weise polyphon übereinander türmen kann. Er ist darüber hinaus ein glänzender Komponist und Improvisator, der diese Fähigkeiten für die verschiedensten Projekte variabel einsetzen und rhythmisch wie melodisch virtuos gestalten kann. Und er verfügt schließlich in reichem Maße über Bühnen-Charisma und die in der „ernsten Musik“ eher seltene Gabe des Humors, was vor allem bei seiner Paradeband Hildegard Lernt Fliegen zur Geltung kommt.
So ist es folgerichtig, dass Schaerer mit Hildegard Lernt Fliegen beim, in der Klassikwelt große Strahlkraft besitzenden, Lucerne Festival ins Spiel kam, lautete doch das Festivalmotto 2015: Humor. Dramaturg Mark Sattler, beim Festival für zeitgenössische Projekte zuständig, fragte Schaerer, ob er nicht einen Hildegard-Auftritt mit einer 20-minütigen Komposition für das Lucerne Festival Academy Orchestra kombinieren wolle, jenem Klangkörper für junge Talente, der 2004 von Pierre Boulez ins Leben gerufen wurde. Schaerer ergriff mehr als nur den gereichten Finger und schrieb gleich ein ganzes Orchesterwerk mit sechs Sätzen für 66 Musiker: Nach harter Kompositionsfron, Arrangement- und Orchestrierungs-Feinschliff sowie intensiven Proben wurde „The Big Wig“ am 5. September 2015 im Luzerner KKL der Öffentlichkeit präsentiert. Das Werk riss die Zuschauer von den Stühlen und selbst die üblicherweise nüchterne Schweizer Presse wurde euphorisch. Sie hörte ein Konzert, das als Fazit nur ein Adjektiv zuließ: „gigantisch“, wie das Kulturmagazin KultUrteil schrieb. Und die Neue Luzerner Zeitung merkte an: „das Verrückte war, wie sich hier orchestrale Komplexität mit Grooves verband, wie es die zeitgenössische Musik in der Regel nicht kennt.“
Glücklicherweise schnitt das Schweizer Radio (SRF) die Uraufführung mit. Auch ein Kamerateam war vor Ort. Und so ist der außergewöhnliche Konzertabend nun auf CD und DVD dokumentiert: Andreas Schaerer „The Big Wig“ Hildegard Lernt Fliegen meets the Orchestra of the Orchestra of the Lucerne Festival Academy.
Paradoxerweise, hält man sich das Festivalmotto vor Augen, hat man wohl noch keinen „seriöseren“ Schaerer-Auftritt erleben können als bei „The Big Wig“. Was aber nur die logische Konsequenz daraus ist, dass Schaerer seine Chance beim Schopf packt und alle Möglichkeiten des sinfonischen Rahmens ausschöpft. Denn damit treten er und seine Mitstreiter sozusagen ins zweite Glied, um sich in den orchestralen Gesamtklang einzufügen. Die drei adaptierten und erweiterten Hildegard-Kompositionen „Zeusler“, „Seven Oaks“ und „Don Clemenza“ gewinnen so einen neuen Fluss und enorme, mitunter filmische Kraft. Ravel und Bernstein kommen einem ebenso in den Sinn, wie Ellington oder Stan Kenton; die rhythmisch verschobenen Staccati in „Don Clemenza“ lassen einen gar nachhaltig an Strawinsky denken. Und auch die eigens geschriebenen Stücke wie „If Two Colossus“, „Wig Alert“ und „Preludium“ ergeben inspirierte Sinfonik mit einem Esprit und einer stets zugänglich bleibenden Experimentierlust, der den meisten neuen Werken dieses Genres fehlt. Das junge, mit überragenden und eben nicht nur der reinen Klassik zugewandten Talenten aus aller Welt gespickte und vom Dirigenten Mariano Chiacchiarini lässig, aber präzise instruierte Orchester, hat hörbar seinen Spaß. Dieses lässt sich sogar gänzlich auf Jazz-Abwege führen, wenn Schaerer bei „If Two Colossus“ kurzerhand das Dirigentenpult entert. Wann hat man je ein Sinfonieorchester kollektiv improvisieren gehört, und das packend und hinreißend dazu?
Oft genug ist die Kombination aus klassischem Orchester und Jazzband missglückt. Hier ist es eine befruchtende und begeisternde Symbiose, bei der nichts Beiwerk oder Hintergrund bleibt, sondern jedes Instrument und jede Stimme substantiell in Szene gesetzt ist, bis hin zu den zwei Harfen und den zwei Marimbas. So entsteht eine Sinfonie neuer Art, die Genre- oder Stilgrenzen nicht sprengt, sondern sie gar nicht mehr wahrnimmt. „The Big Wig“ ist das Meisterstück des Multitalents und Stimmwunders Andreas Schaerer, mit dem er sich endgültig in die Riege der wichtigsten Komponisten und Interpreten zeitgenössischer Musik seiner Generation einreiht.
Andreas Schaerer, Gesang, Beatboxing, menschliche Trompete
Andreas Tschopp, Posaune
Matthias Wenger, Alt- und Sopransaxophone, Flöte
Benedikt Reising, Baritonsaxophone, Bassklarinette
Marco Müller, Bass
Christoph Steiner, dSchlagzeug, Marimba
Orchestra of the Lucerne Festival Academy
Mariano Chiacchiarini, Dirigent
Recorded by Moritz Wetter for Radio SRF 2 Kultur
Radio producer for SRF 2 Kultur: Peter Bürli
Edited by Christoph Utzinger & Andreas Schaerer
Mixed & mastered by Martin Ruch at Control Room Berlin
Andreas Schaerer
wird 1976 in Visp geboren. Seine Kinder- und Jugendjahre verbringt er in Walliser Tälern, auf Alpen beim Schafe hüten, an der Berner Aare in den Hügeln des Emmentals und schliesslich im altehrwürdigen Lehrerseminar Hofwil.
Bereits in frühen Kindesjahren experimentiert er oft
stundenlang mit seiner Stimme. Auf dem heimischen Kassettenrekorder entstehen erste Hörspiele und Kompositionen wie z.B „Duo für Nähmaschine und Mundharmonika“. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er in Teenagerjahren als Gitarrist, in der seinerzeit legendären Punkband „Hektor lebt“.
Nach zwei ausgedehnten Reisen in Süd- und Zentralamerika, beginnt er 2000 das Studium an der Hochschule der Künste in Bern, welches er 2006 abschliesst. Er studiert Gesang bei Sandy Patton und Denise Bregnard, sowie Komposition bei Klaus König, Christian Henking und Frank Sikora.
2007 gründet er gemeinsam mit Marc Stucki und Benedikt Reising die Berner Jazzwerkstatt. Dieses Kollektiv versteht sich als Kommunikationspunkt, der Musiker und Komponisten verschiedener stilistischer als auch geografischer Herkunft zusammenführt und einen künstlerischen Austausch fördert.
Als Sänger spielt er regelmässig mit seinen eigenen Projekten. Allen voran mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“, im Duo mit Bänz Oester oder Lucas Niggli. Im Trio mit den beiden Wiener Musikern Martin Eberle und Peter Rom, im Quartett „Out Of Land“ mit Emile Parisien, Vincent Peirani und Michael Wollny, in der Band „A Novel Of Anomaly“ mit Kalle Kalima, Luciano Biondini und Lucas Niggli, in Zusammenarbeit mit dem klassischen „ARTE“ Saxophonquartett, sowie mit „Das Beet“. Daneben ist er ein gefragter Studiomusiker und arbeitet in diversen Stilrichtungen von freier Musik über Hip-Hop bis hin zur Vertonung von Computergames.
Als Komponist schreibt er neben der Musik für seine eigenen Projekte auch regelmässig Auftragskompositionen für klassische Ensembles und zeitgenössische Formationen. 2015 wird Schaerers erstes sinfonisches Werk „The Big Wig“, von dem, von Pierre Boulez gegründeten Lucerne Festival Academy Orchestra am LUCERNE FESTIVAL uraufgeführt.
2008 gewinnt er mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ den 1.Preis des renommierten ZKB Jazzpreises.
2009 und 2010 arbeitet er zweimal auf Einladung von Bobby McFerrin, im Rahmen der improvisierten Oper „Bobble“ mit diesem zusammen, diese Kooperation prägt ihn nachhaltig und es ergibt sich, dass er im Rahmen des Cully Jazzfestivals 2012, sowie für ein abendfüllendes Konzert in der Philharmonie Essen 2014 wieder gemeinsam mit Bobby McFerrin auf der Bühne steht.
2011, 2012 und 2014 ist er mit seinem Sextett „Hildegard lernt fliegen“ im Programm der prioritären Jazzförderung der Pro Helvetia. 2013 wird sein Duo Album mit Bänz Oester „Rarest Reechoes“ vom New York City Jazzrecord Magazin zum besten Vocal Release 2013 gekürt.
2014 gewinnt er sowohl den ersten Preis des BMW World-Jazz Awards, als auch den BMW World-Jazz-Publikumspreis mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ und wird für den schweizerischen Musikpreis nominiert. Vom französischen Magazin Jazzman wird er zur Auslandentdeckung 2014 gewählt. 2014 wird das Album „the fundamental rhythm of unpolished brains“ mit seinem Sextett Hildegard Lernt Fliegen vom New York City Jazz Record Magazin zum besten Vocal Release 2014 gewählt.
Das Album „Arcanum“ erhält 2014 den Preis der Deutschen Schallplatten Kritik und wird vom französischen Magazin Jazzman zum Album des Jahres gewählt.
2015 wird er mit Hildegard Lernt Fliegen für den „ECHO JAZZ 2015 Kategorie bestes Ensemble International“ nominiert und gewinnt den ECHO JAZZ AWARD in der Kategorie Bester Sänger international 2015. 2016 wird Andreas Schaerer der Musikpreis des Kantons Bern verliehen.
Seine Konzerte und Tourneen führen in nach ganz Europa, China, Japan, Argentinien, Russland, Südkorea, Ägypten, Kanada und Südafrika.
Er arbeitet und performt unteranderem mit Bobby McFerrin, Soweto Kinch, Bänz Oester, Luciano Biondini, Lucas Niggli, Kalle Kalima, Emile Parisien, Vincent Peirani, Michael Wollny, Anton Goudsmit, Barry Guy, Mars Williams, Peter Rom, Martin Eberle, Lucerne Festival Academy, Christy Doran’s New Bag, The Ploctones, Kaspar Ewald’s Exorbitantes Kabinett, Colin Vallon, Elina Duni, u.v.a.
Booklet for The Big Wig