Variations Kevin Hays

Album info

Album-Release:
2011

HRA-Release:
13.07.2018

Label: Pirouet Records

Genre: Instrumental

Subgenre: Piano

Artist: Kevin Hays

Album including Album cover

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FLAC 44.1 $ 11.30
  • 1 Variations on a Theme by Schumann I 01:01
  • 2 Bluetude I 03:05
  • 3 The Dervish of Harlem I 01:16
  • 4 Song for the Amiable Child I 02:17
  • 5 Contrapunctus I 02:45
  • 6 Rumi's View I 03:22
  • 7 Countermyth I 00:44
  • 8 Rhyming Game I 01:13
  • 9 The Dervish of Harlem II 02:49
  • 10 Countermyth II 01:03
  • 11 Langsam 02:13
  • 12 The Long Line 00:46
  • 13 Song for the Amiable Child II 01:12
  • 14 Countermyth III 00:51
  • 15 Variations on a Theme by Schumann II 02:25
  • 16 Bluetude II 02:28
  • 17 Rhyming Game II 01:42
  • 18 Countermyth IV 00:57
  • 19 Rumi's View II 02:11
  • 20 Contrapunctus II 02:59
  • 21 Song for the Amiable Child III 02:18
  • 22 The Dervish of Harlem III 03:00
  • 23 Bluetude III 03:49
  • 24 Variations on a Theme by Schumann III 03:44
  • Total Runtime 50:10

Info for Variations

Der Strom und die Strenge. Der Pianist Kevin Hays mit seinem Pirouet-Solo-Album Variations: der nie versiegende Ideenfluss eines Improvisators, gegossen in Form. Musik, die klassisch erscheint und doch viel Jazz-Geist atmet.

Hier erlebt man eine andere Musiksprache. Eine, die für einen Jazzmusiker höchst ungewöhnlich klingt. Eine, für die das Wort „Jazz“ viel zu eng ist, bei der aber auch herkömmliche Kriterien für klassische Klaviermusik nicht greifen. Völlig anders als sonst klingt die Tastenmusik des amerikanischen Jazzpianisten Kevin Hays in den vorliegenden Aufnahmen. Es ist eine Abfolge von relativ kurzen Stücken – „Sätzen“ würde man in der Klassik-Szene sagen – , die, beginnend mit einem Thema Robert Schumanns, eine Vielfalt von Stimmungen entfaltet. Diese Stimmungen klingen mal fast „romantisch“ exaltiert, mal „barock“ streng, mal rätselhaft modern – und immer ganz eigen. Denn Kevin Hays formt hier aus vielen unterschiedlichen Idiomen ein faszinierend geschlossenes Ganzes. Ein Buch der Bilder und ihrer Wandlungen, ein Kaleidoskop der Stimmungen in unterschiedlich ertastbaren Möglichkeiten.

Variations nennt Hays das Gesamtergebnis schlicht und traditionell – übrigens die erste Veröffentlichung unter seinem Namen bei Pirout (nach einer Aufnahme als Mitglied des Trios von Schlagzeuger Bill Stewart für die CD Incandescence, PIT 3028). Variations: ein bewusst unspektakulärer Name für eine Sache, die sich beim Hören nach und nach als einzigartig herausstellt – als Musik von sogartiger Spannung.

Hör mir zu und geh mit auf Wege, die du so noch nicht kennst. Wege, die an Dingen vorbeiführen, die dir bekannt vorkommen – die aber dann doch anders sind. So könnte man die unausgesprochene Aufforderung formulieren, die diesen Aufnahmen innewohnt. Es ist eine Musik, die einen starken Zauber entfalten kann – ganz egal, ob man sie mit europäischer Klaviertradition im Hinterkopf hört oder einfach auf sich wirken lässt. Und damit ist sie typisch für Kevin Hays.

Hays ist ein Musiker mit enormer Begabung fürs Ungewöhnliche. Er wurde 1968 in New York City geboren, trat mit 15 zum ersten Mal auf, mit 17 spielte er bereits mit Baritonsaxophonist Nick Brignola. Jazzgrößen wie Sonny Rollins und John Scofield holten Hays in ihre Bands – doch unabhängig davon entwickelte der Pianist seine eigenen Ideen, unter anderem in drei CDs bei dem Label Blue Note mit Partnern wie Bassist Ron Carter und Schlagzeuger Jack DeJohnette. Seine Musik birgt stets viele Überraschungen. Wer eine CD von Hays kennt, kennt die anderen gerade nicht. Hays ist einer, der ständig nach neuen Ausdrucksformen sucht. Deshalb verwundert es nicht, wenn diese zweite Solo-CD von ihm (nach Open Range) nun völlig anders klingt als die erste. So muss das bei einem wie ihm sein. Hays ist ein Meister des kreativen „Lass uns sehen, was passiert“.

Während Open Range in einer Zeit entstand, in der Hays gerade nach Santa Fe in New Mexico gezogen war, wo er die Einsamkeit der Berge und Sonnenuntergänge genoss und Kolibris und Steppenläufer beobachten konnte, kommt die neue Solo-CD aus einer ganz anderen Umgebung. In Santa Fe fühlte sich Hays „ein bisschen weit ab“ vom Geschehen, fern von musikalischen Freunden. Daraufhin zog er wieder in die Nähe von New York City – und seit kurzem sogar ganz hinein ins Leben der Stadt: Er lebt jetzt in Harlem und genießt die Atmosphäre dort besonders. Das schlug sich in dieser CD nieder.

Schon die Entstehung dieser Aufnahmen war außergewöhnlich, Kevin Hays arbeitete hier eng mit dem New Yorker Komponisten und Saxophonisten Patrick Zimmerli zusammen, einem herausragenden Kopf für zeitgenössische komponierte Musik, mit dem er seit langem befreundet ist. Für Variations hatte Hays einige skizzenhafte Ideen, die er in verschiedenen Treffen mit Zimmerli weiter ausarbeitete. An zwei Tagen im Studio – den Bennett Studios in New Jersey – nahm er verschiedene Improvisationen über diese Ideen auf: über vier Stunden Material in einem langen spontanen Erfindungsprozess. Patrick Zimmerli fand Hays’ unterschiedliche Improvisationen über die jeweils selben Ideen äußerst spannend – und schlug ihm vor, eine Auswahl der Aufnahmen als Folge von „Variationen“ zu strukturieren. Hier hört man also, so Zimmerli, „wie ein Komponist die Inspirationen eines Improvisators in eine größere Form gebracht hat“. Und er sagt noch etwas, das ganz wesentlich für die Musik von Kevin Hays ist: Er nennt Hays einen „improvisatorischen Sturzbach“ (improvisational torrent), also jemanden von einem wahrhaft reißenden Ideenfluss – oder gar Ideen-Strom.

Welche Assoziationenvielfalt und Ausdruckskraft hier am Fließen ist, spürt man beim Hören schnell – und in der strengen Struktur und Bündelung keineswegs weniger als in einer freieren Form. Packend ist es, mit Hays hier immer wieder auf vorher schon gehörte Themen zurückzukommen. Das am Beginn und am Ende sowie einmal in der Mitte auftauchende Thema Robert Schumanns ist dasjenige aus der ersten von Schumanns Vier Fugen für Klavier, op. 72, allerdings jedes Mal bereits in Form einer Improvisation über dieses Thema und nie als ganz „wörtliches“ Zitat. Die CD enthält 24 Stücke, die drei Einheiten aus jeweils acht Stücken bilden – also drei „Kapitel“, drei Blöcke, in denen musikalische Gedanken jeweils neu aufgegriffen werden. Genau in der Mitte der CD allerdings stehen zwei Stücke, die kein Pendant in den anderen Kapiteln haben, Langsam und The Long Line. Wie sich das Material für die CD zusammensetzt, fasst Patrick Zimmerli kurz und bündig so zusammen: „Einige der Stücke haben eine Struktur, etwaBluetude; zu einigen, wie Song for the Amiable Child und die Variations über Schumann, gab es nur ein melodisches Fragment; einige, wie The Dervish of Harlem sind schlicht ein Ostinato; und wieder andere wie Contrapunctus und Countermyth bauen auf einem Tempo und einem generellen Konzept wie etwa Zweistimmigkeit auf.“

Aus gedanklichen Keimzellen also ließ Hays hier fesselnde Klangwelten entstehen. Welten, die sich von Kapitel zu Kapitel dieses klingenden Buchs wandeln. Hinter den Einzelstücken und ihren faszinierenden Stimmungen stehen manchmal Geschichten. Hinter Song for an Amiable Child ist es ein Grabmal, das Hays sah, als er an der New Yorker West Side unterwegs war: ein öffentliches Grabmal im Riverside Park, bekannt als das Amiable Child Monument – gewidmet einem vierjährigen Kind, das 1797 zu Tode stürzte. Dieses Grabmal hat bereits Dichtungen inspiriert – und nun also auch Hays so gerührt, dass er eine ungemein zärtliche Musik dazu machte. The Dervish of Harlem ist ein sehr spielerischer Titel, den Hays auch auf sich selbst bezieht. Er interessiere sich sehr für die Schriften des persischen Mystikers Rumi (dem auch das Stück Rumi’s View gewidmet ist); dessen Anhänger zu seiner Zeit waren Derwische, Angehörige einer asketischen religiösen Ordensgemeinschaft; mit Derwischen assoziiert man heute vor allem die ekstatischen Trancetänze, die mit schnellen Drehungen um die eigene Achse dazu dienen sollen, Gott näher zu kommen. „Das Stück selbst hat eine kreisende Bewegung“, sagt Hays – „und mit dem Titel und der Komposition bringe ich einfach mehrere Ideen zusammen“. Sehr auffällig ist ein weiterer Titel: Langsam, also das deutsche Wort, das häufig als musikalische Satzbezeichnung in der klassischen Moderne vorkommt. „Die Stimmung erinnerte mich irgendwie an das Stück Langsamer Satz von Anton Webern“ – eine Komposition von 1905 für zwei Violinen, Viola und Violoncello – „also habe ich es Langsam genannt. Außerdem gefällt mir das Wort.“

Es gibt viel zu entdecken in und hinter dieser Klavier-Solomusik von Kevin Hays. Einer Musik voller eigener Schönheiten, die sich von Genres losgelöst haben. Es ist die Musik eines Jazz-Improvisators, der hier auf ungemein selbstverständliche Art das Vokabular unterschiedlicher Klaviermusik-Epochen in die eigene Klangsprache integriert. Die Musik von einem, der anders ist: Kevin Hays.

"Einen improvisierenden Sturzbach nennt ihn sein musikalischer Partner Patrick Zimmerli, mit dem der New Yorker Pianist Kevin Hays diese Variationen über ein Thema von Robert Schumann erarbeitet hat." (Jazzthing)

"Kevin Hays hat die deutsche Romantik im Blick: Schumann, den er mit Variationen bedenkt, aber mehr noch Schubert, dessen spröde Präzision im Ausdruck er anvisiert. Dazu kommen ein bisschen Reich und Nancarrow sowie viel Eigenes, das der US-Pianist zu,,Variations" verknüpft." (Audio)

"Es ist ein schönes Buch der Klänge, an dem wieder Patrick Zimmerli mitgewirkt hat." (Stereo)

"24 mitunter meditativ anmutende Stücke, die Hays unter traumhaft guten akustischen Bedingungen in den mittlerweile geschlossenen Bennett Studios in New Jersey aufgenommen hat. In seinen Kompositionen überzeugt er besonders dann, wenn er mit verschiedenen Klangschichtungen arbeitet." (Piano News)

„In kleinen Impromptus gibt sich Kevin Hays mal impressionistisch, mal romantisch. Kein Jazz-Idiom steht im Vordergrund, sondern farbige Kaleidoskope von ganz eigenem Reiz. Ein schönes Buch der Klänge.“ (Tilman Urbach, FonoForum)

Kevin Hays, Klavier




Kevin Hays
(1968 New York City) begann mit sechs Jahren am Klavier. Mit 15 hatte er erste professionelle Auftritte und im Alter von 17 Jahren spielte er mit dem Baritonsaxophonisten Nick Brignola. Nach einem Studium an der Manhattan School of Music tourte er durch die USA, Europa und Japan, u. a. mit den Harper Brothers, Benny Golson, Joe Henderson und Eddie Gomez. 1995 holte ihn Sonny Rollins in sein Ensemble; später ging er mit John Scofield auf Tournee. Neben seiner Solokarriere arbeitet Hays mit seinem eigenen Trio, zu dem die Bassisten Scott Colley, Larry Grenadier und Doug Weiss sowie die Schlagzeuger Billy Hart, Jochen Rückert, Bill Stewart und Jeff Williams gehörten. All About Jazz schwärmt von Hays‘ Solo-CD Variations bei Pirouet als „ein Paradebeispiel an purem Klaviergenuss“.



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