Open Heart Céline Bonacina Trio
Album info
Album-Release:
2013
HRA-Release:
18.01.2013
Album including Album cover Booklet (PDF)
- 1 Souffle d'un Songe 01:54
- 2 Circle Dance 04:32
- 3 Wild World 05:00
- 4 Bayrum 04:08
- 5 So Close So Far (C. Bonacina & H. Paganotti) 06:27
- 6 Watch Your Step (K. Reveyrand) 04:44
- 7 Out Of Everywhere 05:03
- 8 Pierrot (K. Reveyrand) 03:29
- 9 Desert 06:05
- 10 Open Heart 03:09
- 11 Snap The Slap 02:47
- 12 Bonus Track: Lonely Dancer (M. Wollny) 05:05
Info for Open Heart
Jenseits der Bläsersätze großer Bands findet sich das Baritonsaxophon im Jazz kaum. Als Soloinstrument oder gar als einziges Blasinstrument einer Band ist es eine echte Rarität, und eine Frau, die es beherrscht, fällt einem nur eine ein: Céline Bonacina. Es sieht zunächst immer gewagt aus, wenn die zierliche, kleine Französin zu dem gewaltigen Instrument greift, das fast so groß zu sein scheint wie sie selbst. Doch sobald sie den Gurt eingeklickt hat, verwandelt sich die Mesalliance in eine Symbiose: Alles scheint mühe- und schwerelos herauszufließen. Die Faszination, die von Bonacinas Spiel ausgeht, gründet deshalb nur ein paar Takte auf der scheinbar exotischen Verbindung. Danach wird klar, dass es genau dieses Instrument ist, das einer einzigartigen Musikerin die ideale Plattform und Ausdrucksmöglichkeit für ihre unerschöpfliche Kreativität bietet, für ihr offenes Herz für die Vielfalt des Jazz.
„Open Heart“ heißt denn auch Bonacinas neues Album, und wie schon bei ihrem furiosen ACT-Debüt „Way Of Life“, das ihr die Nominierung für den „Victoire du Jazz“ und die Wahl unter die fünf europäischen „Rising Stars“ des „Take Five Europe“-Förderprogramms einbrachte, ist der Name Programm. Die verschiedenen Einflüsse ihrer bisherigen Karriere gehen dank ihrer Vitalität, Leidenschaft und eben Offenherzigkeit eine harmonische Verbindung ein: die klassische Saxophonausbildung, ihre Erfahrung in Bigband-Bläsersätzen, das ideale Trio, das sie jetzt mit dem exzellenten, aus Madagaskar stammenden Schlagzeuger Hary Ratsimbazafy und dem Chanson- und Weltmusik-erfahrenen E-Bassisten Kevin Reveyrand gefunden hat; nicht zuletzt aber auch die sieben Jahre, die Bonacina als Musiklehrerin auf La Reunion verbrachte.
Verbunden mit der bestechenden Technik, die satte, volle Töne, das klickende Spiel auf der stehenden Luftsäule wie Multiphonics einschließt, ist das Resultat eine Ausdruckskraft, die Baritonsaxophonisten nur selten erreichen. Von französischem Impressionismus beim miniaturartigen Intro „Souffle d´un Songe“ (durch ein paar Spieluhrenklänge von Satie zum Ausklang unterstrichen) geht es weiter zum rockigen, hart von Schlagzeug und Bass angetriebenen „Circle Dance“.
Wie aus den sechziger Jahren zwischen luftigen Melodie-Girlanden und Hardbop kommt „So Close So Far“ daher, im fast klassischen Bebop-Gewand „Out Of Everywhere“. Hätte Softsoul-König David Sanborn Baritonsaxophon gespielt, dann hätte es vielleicht geklungen wie Céline Bonacina auf „Bayrum“ und auf dem Bonustrack aus dem Jubiläumskonzert zum 20. Geburtstag von ACT verleiht die große kleine Französin Michael Wollnys „Lonely Dancer“ die Wärme und Intimität von Ben Websters Tenorsaxophon. Und dann ist da, bei „Wild World“ und „“Desert“, natürlich noch das ostafrikanische Element und die Sega-Rhythmen aus La Reunion. Beiden Stücken gibt der einzigartige Mino Cinelu, der als drei Mal mit dem Grammy ausgezeichneter Gitarrist und Schlagzeuger nahezu mit allen Jazz- und Popstars von Miles Davis bis Peter Gabriel gespielt hat, als Gast an der Perkussion die richtige Würze.
Auf nahezu allen Titeln von „Open Heart“ zahlt sich Bonacinas Offenherzigkeit aus, herausragende Kollegen als Gäste einzuladen: Vibraphonist Pascal Schumacher, aktueller Echo Jazzpreisträger, verleiht mehreren Stücken metallischen Glanz, und die Sängerin Himiko Paganotti ist im Background, als Gesangssolistin (beim von ihr mitkomponierten „So Close So Far“) wie im funkig scattenden Duett bei „Snap The Slap“ die perfekte Ergänzung zu Bonacinas singendem Baritonsax. ACT-Fans könnte diese Stimme bekannt vorkommen: Auch auf Nguyên Lês „Songs Of Freedom“ war sie bereits zu hören, und dem französisch-vietnamesischen Stargitarristen auch diese Kooperation zu verdanken. Lê ist schließlich gewissermaßen der Entdecker, zumindest der größte Förderer von Céline Bonacina – was nicht verwundert, ist doch auch er musikalischer Weltenbummler und einzigartiger Stilist in Personalunion. Nach der Empfehlung an ACT spielte er bei Bonacinas „Way Of Life“ auf vier Stücken mit, engagierte sich als Co-Produzent und schrieb in den Linernotes: „Mögest du eine großartige und lange Karriere haben, Céline!“. Nicht nur, weil er nun bei „Open Heart“ ganz in die Produzentenrolle geschlüpft ist, dürfte der Wunsch in Erfüllung gehen.
'Welt-Jazz Exkursionen auf dem Baritonsaxofon mit Herzblut und offenen Ohren. Virtuos und mit langem Atem für knurrende Tieftöne „haut Céline Bonacina ihre Hörer einfach um“ (Jazzthing).
Céline Bonacina, baritone saxophone
Kevin Reveyrand, electric bass (on tracks 6,8)
Hary Ratsimbazafy, drums
Guests:
Himiko Paganotti, vocals (on track 5)
Pascal Schumacher, vibraphone & glockenspiel
Mino Cinelu, percussion
Special Guests on 'Lonely Dancer':
Michael Wollny, piano
Lars Danielsson, bass
Recorded by Jean-Maurice Hayano at Studio 7ème ciel, Issy-les-Moulineaux, and Nguyên Lê at Studio Louxor, Paris, March 2012
Mixed by Nguyên Lê. Mastered by Klaus Scheuermann
Es war eine Empfehlung des ACT-Gitarristen Nguyên Lê, die Labelchef Siggi Loch erstmals auf die französische Baritonsaxofonistin Céline Bonacina aufmerksam machte. Mal wieder war der Austausch und Gemeinschaftssinn innerhalb der "ACT Family" Anstoß für höchst spannende musikalische Entdeckungen. So spielte Esbjörn Svensson vor seiner e.s.t.-Weltkarriere in Nils Landgrens Funk Unit. Und die koreanische Sängerin Youn Sun Nah kam über ihre Arbeit mit Ulf Wakenius und Lars Danielsson zu ACT. Nguyên Lê selbst wurde Loch von Schlagzeuger Peter Erskine empfohlen. Und nun war es der Gitarrist selbst, der mit der Empfehlung von Bonacina für Zuwachs in der ACT-Familie sorgte:
Mit „Way of Life“, auf dem Lê auch als Gast mitwirkt, gibt Bonacina 2010 ein beeindruckendes ACT-Debüt. „Was Céline Bonacina aus dem Baritonsaxofon an Soundund musikalisch gestalterischer Formgebung herausholt, ist schlichtweg sensationell“, schrieb das Magazin Fono Forum.
Studiert hat Céline Bonacina in Belfort, Besançon und Paris. Schon früh gewann sie zahlreiche Preise für klassisches Saxofon. In Pariser Big Bands sammelte sie erste, wichtige Erfahrungen im Jazz. Sie spielte mit Künstlern wie dem kubanischen Pianisten Omar Sosa und dem Saxofonisten Andy Sheppard.
Ihr Debütalbum „Vue d’en Haut“ wurde von der französischen Jazzpresse begeistert aufgenommen. Der Erfolg des Albums brachte Bonacina auf zahlreiche namhafte französische Jazzfestivals.
Nguyên Lê über Céline Bonacina: „Ich konnte nicht aufhören, die Vitalität und Schönheit ihrer Musik zu bewundern und in ihr immer wieder neue Vielfalt und außergewöhnlichen Ausdruck zu entdecken. In dieser jungen Frau stecken der Wille und der Drang, Grenzen zu durchbrechen und sich von der Masse abzuheben. Dies brachte sie auch dazu, sich für ein solch gewaltiges Instrument wie das Baritonsaxofon zu entscheiden. Während unserer Arbeit lernte ich immer neue Facetten ihrer künstlerischen Persönlichkeit kennen. Was für ein Kontrast zwischen Célines graziler Erscheinung, ihrer sanftmütigen, spirituellen und zugleich schelmischen Art und dem Feuer, das in jeder ihrer Töne brennt.“
Booklet for Open Heart