Yellow + Blue Rolf Kühn Unit
Album info
Album-Release:
2018
HRA-Release:
01.06.2018
Album including Album cover
- 1 Both Sides Now 04:30
- 2 Angel Eyes 06:59
- 3 Yellow and Blue 06:02
- 4 Impulse 05:14
- 5 The Second Time 04:34
- 6 Train to Norway 03:45
- 7 I'm Through with Love 06:51
- 8 Conversation III 05:31
- 9 Mela's Interplay 06:28
- 10 Body and Soul 04:03
- 11 What Are You Doing the Rest of Your Life? 07:56
Info for Yellow + Blue
Ruhe und Aufbruch. Erfahrung und Neugierde. Body and Soul: Rolf Kühn findet solche Gegenpole extrem anziehend. Und so improvisiert und bewegt sich der 88-Jährige mit seinem Album Yellow + Blue einmal mehr durch musikalisches Neuland. Europas größter Klarinettenspieler und Freigeist (Jazzthetik) spielt auf seinem neuen MPS-Album Balladen und legendäre Love Songs, in die er innig eintaucht, denen er aber auch neue, ungehörte Töne entlockt. Denn eine sentimentale Rückschau ist nicht sein Ding. In seinem neuen Quartett mit Pianist Frank Chastenier, Bassistin Lisa Wulff und Tupac Mantilla (Percussion) kontrastiert Rolf Kühn seine empfindsame Seite vielmehr mit ungebremster Experimentierlust.
Both Sides Now, ein Klassiker aus dem Songbook von Joni Mitchell, eröffnet das Album. Der Titelsong Yellow and Blue, eines von fünf neuen Stücken, bringt beide Perspektiven auf den Punkt: Das Weiche, Zarte, die warme bluesige Klangfarbe Blau steht neben dem Grellem, dem impulsiv Leuchtenden. Und aus diesem Kontrast wird wiederum eine neue musikalische Farbe.
Die grenzenlose musikalische Neugier Kühns wird von seinen an Jahren deutlich jüngeren Mitmusikern mit spürbarer Gegenliebe aufgenommen. Wie schon bei seinen letzten Einspielungen für MPS (Stereo, 2015 und Spotlights, 2016) entfaltet der zweifache Echo-Preisträger auch diesmal wieder große Musik in kleinen Besetzungen (WAZ) - und kreiert dabei überraschende Klangfarben und Instrumentierungen. Schon der erste Probentag war einfach purer Spaß für uns alle. Ich spüre sofort, ob im Studio die Chemie stimmt. Hier war es vom ersten Moment an ein Ideen-Austausch auf Augenhöhe, geprägt zugleich von einer ungewöhnlichen Vertrautheit, schwärmt Kühn.
Der Klarinettist kann bei jedem der Titel, den er interpretiert, die Zeit der Entstehung noch mit eigenen Erinnerungen anfüllen. Gelebte Jazz-Geschichte.
Dabei reicht das Repertoire von den Angel Eyes, populär geworden durch Frank Sinatra, über die Michel-Legrand-Komposition What Are You Doing The Rest Of Your Life bis zum Song I’m Through With Love. Erstmals in seiner langen Karriere hat Kühn endlich auch eine Version von Body And Soul auf CD eingespielt, die Jazz-Ballade par excellence.
Rolf Kühn, Deutschlands coolster Jazzer (Die Welt), der im Orchester von Benny Goodman noch die Swing-Ära miterlebte und sich dann in allen Spielarten des Modern Jazz weiterentwickelte, agiert heute freier und mutiger denn je. Yellow + Blue zeugt zugleich von einer nun schon mehr als 70 Jahre andauernden Affäre - der unstillbaren, aufregenden Liebe zu seiner ältesten Lebens-Freundin, der Klarinette.
Rolf Kühn, Klarinette
Frank Chastenier, Klavier
Lisa Wulff, Kontrabass
Tupac Mantilla, Percussion
Rolf Kühn
In nur drei Tagen nahmen Rolf Kühn und seine jungen Band-Kollegen neun Titel auf, die wegweisend für den heutigen Jazz sind. Ein weiterer Solotitel wurde kurz nach den Bandaufnahmen eingespielt. Kompositionen, die bei aller Komplexität klar und verständlich sind. Gespielt von einer Band, die jeden Titel mit höchster Energie und Spannung aufladen. Eingebettet in eine transparente und moderne Soundästhetik.
Rolf Kühn stellt höchste Ansprüche an sich und seine Musiker. Täglich übt er mehrere Stunden Klarinette, um noch besser zu spielen. Immer wieder probiert er neue Instrumente und Mundstücke, um vielleicht noch besser zu klingen. Im Zusammenspiel mit seinen Musikern experimentiert er mit neuen Sounds, Rhythmen und Harmonien. Seit acht Jahren spielt seine Rolf Kühn Unit zusammen. Ein Zusammentreffen von unterschiedlichen Generationen: Kühn wuchs in der Swing-Ära auf, spielte Free Jazz und arrangierte und komponierte für Spiel- und Fernsehfilme. Seine Musiker wurden mit Rock, Pop und elektronischer Musik sozialisiert.
Sechs der zehn Titel schrieb Kühn selbst. Erstmalig spielte er auch eine Solonummer ein: "Goodbye", eine musikalische Verbeugung an seinen Freund und Mentor, dem Klarinettisten Buddy DeFranco. Er verstarb in der Zeit als das Album entstand. Buddy DeFranco ist nur einer von vielen Namen, mit denen Rolf Kühn in den letzten 70 Jahren spielte. Weitere waren Friedrich Gulda, Benny Goodman, Tommy Dorsey, Chick Corea, Albert Mangelsdorff und natürlich sein Bruder Joachim Kühn.
Sein erstes Instrument war übrigens ein Akkordeon, das er 1936 bekam. Erst 1941 begann er mit Klarinettenunterricht. Das dritte Reich überlebte er mit viel Glück. Seine Mutter kam aus einer jüdischen Familie. Gleich nach dem Krieg begann er in Leipziger Jazzclubs zu spielen. Danach waren seine Stationen Berlin, New York, das Newport Jazz Festival, Hamburg und wieder Berlin. Und natürlich Villingen-Schwenningen. Für das dort ansässige Jazzlabel MPS (Musikproduktion Schwarzwald) nahm er sechs Alben auf. "Stereo" erscheint nun auf dem wiederbelebten MPS-Label. Und es steht für einen Neuanfang. Konsequent entwickelt Rolf Kühn sich weiter. Manchmal braucht man für die Erneuerung des Jazz einen Mann, der gerade 85 Jahre alt geworden ist.
This album contains no booklet.