Melodic Ornette Coleman Joachim Kühn

Cover Melodic Ornette Coleman

Album info

Album-Release:
2019

HRA-Release:
22.02.2019

Label: ACT Music

Genre: Instrumental

Subgenre: Piano

Artist: Joachim Kühn

Album including Album cover Booklet (PDF)

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Formats & Prices

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FLAC 48 $ 13.20
  • 1 Lonely Woman (Rambling) 04:46
  • 2 Lost Thoughts 03:29
  • 3 Immoriscible Most Capable of Being 04:21
  • 4 Songworld 05:25
  • 5 Physical Chemistry 03:38
  • 6 Tears That Cry 03:34
  • 7 Aggregate and Bound Together 02:29
  • 8 Hidden Knowledge 03:31
  • 9 Love Is Not Generous, Sex Belongs to Woman 02:37
  • 10 She and He Is Who Fenn Love 02:09
  • 11 Somewhere 02:51
  • 12 Food Stamps on the Moon 02:23
  • 13 Lonely Woman (Ballad) 04:58
  • 14 The End of the World 07:19
  • Total Runtime 53:30

Info for Melodic Ornette Coleman

Nur wenige Jazzmusiker aus Deutschland genießen ähnlich hohes internationales Ansehen, wie Joachim Kühn. Auf "Melodic Ornette Coleman" spielt dieser Kompositionen seines langjährigen Duopartners, die bislang größtenteils noch nie aufgenommen wurden. Solo und ganz bei sich, taucht Kühn ein in die Welt seines Seelenverwandten Coleman - ein virtuelles Treffen zweier der komplexesten Harmoniker und Melodiker unserer Zeit.

Joachim Kühn ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende. Auf seinen Reputationen und dem internationalen Erfolg ruht sich der Pianist aber keineswegs aus, er ist immer noch ungemein produktiv und aktiv. Ob mit seinem New Trio mit Eric Schaefer und Chris Jennings, ob bei diversen Begegnungen und Gastspielen (mit Archie Shepp, Pharoah Sanders, Michel Portal, Daniel Humair und seinem Bruder Rolf) oder als Mitglied in Emile Parisiens Quintett: Kühn steht nach wie vor in vorderster Front des aktuellen Jazzlebens. Angesichts dieses Pensums mag man es kaum glauben, dass er am 15. März kommenden Jahres 75 Jahre alt wird. Wie nicht anders zu erwarten, begeht Kühn diesen Anlass nicht auf der Couch, sondern mit einem neuen Projekt. Und wer ihn kennt, wird sich nicht wundern, dass dabei nicht er im Mittelpunkt steht, sondern ein Kollege und Freund, der seine wichtigste Inspirationsquelle der vergangenen Jahrzehnte war: Ornette Coleman.

Als sie sich Anfang der Neunzigerjahre in Paris kennenlernten, war das der Beginn einer besonderen künstlerischen Beziehung, denn gegenüber Pianisten war Coleman höchst anspruchsvoll: Nach einem ersten Duo-Konzert in der riesigen Arena von Verona wurde Kühn der einzige Pianist, der mit Coleman in dieser Besetzung regelmäßig auftrat. Später löste er auch Geri Allen in Colemans Quartett ab. „Ornette hat mich danach mehrmals im Jahr aus Ibiza nach New York eingeflogen“, erinnert sich Kühn. „Er mietete einen Steinway Flügel, und wir spielten jeweils eine Woche lang vierzehn Stunden am Tag.“

Die vor drei Jahren gestorbene amerikanische Jazz-Ikone fand ein spezielles, höchstes Lob für den 14 Jahre jüngeren Deutschen: „Er kommt nicht vom Jazz, er kommt von der Musik.“ Beide einte vor allem, dass sie die üblichen harmonischen Systeme – das Wohltemperierte der Klassik wie die Changes des Jazz – als Einschränkung verstanden und ein jeweils eigenes erfanden: Coleman seine „Harmolodics“, Kühn sein „Diminished Augmented System“. Folgerichtig war es auch Coleman, der den in Leipzig aufgewachsenen Kühn wieder auf seinen ersten prägenden musikalischen Einfluss stieß: auf Johann Sebastian Bach. So kam es, dass Kühn seinerzeit an einem Abend mit Coleman auftrat und am nächsten mit seinem „Bach Now“-Projekt mit dem Thomanerchor Leipzig.

Es ist also begründet, dass Kühn seinen runden Geburtstag mit dem großen Inspirator Ornette Coleman verbindet - und zugleich die aktuelle Serie von Veröffentlichungen unbekannter Werke von Jazzlegenden um ein ganz persönliches Kapitel erweitert. Denn was konkret hinter dem Album „Melodic Ornette Coleman“ steckt, beschreibt er so: „Von 1995 bis 2000 konnte ich sechzehn Konzerte mit Ornette spielen. Vor jedem Konzert schrieb er zehn neue Stücke, die wir vorher eine ganze Woche lang in seinem Harmolodic Studio in Harlem ausgearbeitet und aufgenommen haben. Da er wollte, dass ich die, wie er es nannte, Cards (Sounds) zu seinen Melodien mache, war ich also direkt im Kompositionsprozess involviert. Nach dem Konzert wurden die Titel nie wieder gespielt. Ich habe nun als Einziger alle Aufnahmen und Noten der insgesamt 170 Stücke. Seine schönsten Melodien und Balladen habe ich jetzt, nach etwa zwanzig Jahren, neu zusammengestellt und Piano Solo eingespielt. Außer ,Lonely Woman‘ wurde keines der Stücke je von Ornette Coleman veröffentlicht.“

Ein anderer, ganz im Gegensatz zu seinen Free Jazz-Eruptionen der frühen 1960er Jahre lyrischerer Ornette Coleman ist hier also zu entdecken. Das Denkmal, das Kühn der Jazz-Ikone hier setzt, ist das des im Blues verwurzelten Schöpfers farbenfroher Melodien. Natürlich erklingen oft andere als die gewohnten Farben, selbstverständlich nutzt Kühn die Vorlagen auch für seine intuitiven Eingebungen des Augenblicks und seine typischen, tempogeladenen Ausritte, doch sind hier vor allem zwei seelenverwandte Klangbildner zu entdecken, deren Ausgangsmaterial Melodien sind. Mal erdige, fast traditionelle („Lost Thoughts“), mal fröhlich verspielte („Love Is Not Generous, Sex Belongs To Woman“), mal sehnsuchtsvoll melancholische („Somewhere“) und zum Schluss auch mal empört tönende („The End Of The World“). Kühn meistert diese Herausforderungen mit der üblichen Grandezza, mit seiner unnachahmlichen Kombination aus feinster Piano-Technik, tiefem inneren Verständnis der Stück-Strukturen und der Fähigkeit, sie aus dem Augenblick heraus zu gestalten. Und es ist wohl ganz im Sinne Colemans, dass Kühn dies nicht im Studio, sondern zu Hause auf Ibiza, zwanglos und zurückgezogen in seinem Musikzimmer auf seinem Steinway-Flügel aufgenommen hat. „Perfektion ist der Killer der Musik“, sagt er gerne, „ich wollte die Musik ganz pur, wollte ganz tief hineingehen.“ Das Ergebnis ist Jazz in Progress, das Vermächtnis eines der visionärsten Jazzkünstler und eine Feierstunde für einen der größten Pianisten zugleich.

Joachim Kühn, Klavier



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