Daniel Hope & Kammerorchester Basel
Biographie Daniel Hope & Kammerorchester Basel
Daniel Hope
"Dieser Geiger, inzwischen einer der weltweit besten und gedankenvollsten seiner Zunft, spielt Bach und Birtwistle gleichermaßen hervorragend", The Observer (London)
Intensität und Menschlichkeit zeichnen Daniel Hopes Musizieren aus, hinzu kommt seine leidenschaftliche künstlerische Neugier. Der britische Geiger spricht mit seiner Kunst Kenner und Klassische-Musik-Neulinge gleichermaßen an, sein poetisches, kenntnisreiches Spiel gewinnt die Herzen und den Geist. Hope lässt sein Instrument singen. Sein Verständnis für musikalische Linien und den richtigen Ausdruck hat seine Wurzeln in der frühen Arbeit mit seinem Mentor Yehudi Menuhin. Es ermöglicht ihm ausgeprägt persönliche Interpretationen eines breiten Repertoires, das von Bach, Händel und Vivaldi bis zu Takemitsu, Tavener und Turnage reicht. Die Frankfurter Neue Presse nannte Hope einen "Musiker mit Sinn und Gefühl für Außergewöhnliches", und traf damit den Kern von so vielen Rezensionen über Hopes Arbeit. Dieses »Gefühl« speist seinen Wunsch, Grenzen einzureißen, die Individuen, Gemeinschaften und Nationen trennen, und ist treibende Kraft seiner Arbeit als erklärter musikalischer Aktivist.
Daniel Hopes Projekte haben die Aufmerksamkeit auf das Schicksal der von den Nationalsozialisten ermordeten Musiker gelenkt, auf die Geschichten anderer, von Hass und Engstirnigkeit betroffener Menschen und auf die Kunst von Komponisten, die in der Musikgeschichte stiefmütterlich behandelt wurden. Er hat mit Schauspielern wie Klaus Maria Brandauer und Mia Farrow gearbeitet, um bekannte Werke von Mozart und Beethoven in einen neuen Kontext zu stellen, und anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs schuf er ein Projekt, das Lieder jener Zeit, Texte von Soldaten-Dichtern und ein neues Violinkonzert von Gabriel Prokofiev vereinte. "Ich bin fasziniert davon, was Musik erreichen kann, und ich stelle jedes Jahr verschiedene Projekte zusammen, die auf ihre Art eine gewisse politische Aussage haben", erklärt Hope. "Trotzdem bin ich kein Politiker. Ich bin Musiker. Aber ich glaube, dass Musiker ihre Talente und ihre Kommunikationsform nutzen können, um so manches zu bewirken."
Sein Engagement umfasst ein breites Spektrum von Aktivitäten. Er ist Moderator einer wöchentlichen Rundfunksendung auf WDR 3, Autor von vier erfolgreichen Büchern für den deutschsprachigen Markt und hat regelmäßig für das Wall Street Journal und Cicero geschrieben. Seine Leistungen wurden mit dem Europäischen Kulturpreis für Musik (2015) und dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Bei der Verleihung dieses Ordens am 10. Oktober 2017 in Berlin sagte Kultursenator Klaus Lederer in seiner Laudatio: "Sie erreichen mit Ihrer Musik ein großes Publikum. Umso bemerkenswerter ist es, dass Sie sich gesellschaftspolitisch engagieren ... Barrieren abzubauen und unterschiedliche Gemeinschaften zueinander zu führen, das gehört ganz selbstverständlich zu Ihrem Leben." Diese Aussage trifft Hopes Sinn für die besonderen Ausdrucksmöglichkeiten von Musik. "Ich glaube, dass Musik kulturelle Unterschiede überwindet, so wie sie jenseits von Religion und Abstammung ist", betont er. "Ich glaube nicht, dass Musik die Welt verändern kann, aber sie kann die Menschen zum Denken anregen." Diese Überzeugung veranlasste ihn auch, Hope@9pm ins Leben zu rufen, eine vierteljährliche Veranstaltungsreihe im Berliner Konzerthaus, bei der seit September 2016 Hope und eingeladene Gäste aus Kultur und Politik im Sinne der Salonkultur des 18. Jahrhunderts musikalische Darbietungen und Diskussionen über unterschiedlichste Themen miteinander verbinden.
In den letzten 20 Jahren ist Daniel Hope mit vielen international führenden Orchestern und Dirigenten aufgetreten. Als Solist in Konzerten und Recitals ebenso gefragt wie als Kammermusiker ist er in den renommiertesten Konzertsälen zu hören wie der Carnegie Hall, der Wigmore Hall und dem Amsterdamer Concertgebouw oder bei prestigeträchtigen Festivals wie den BBC Proms oder den Festspielen in Salzburg und Tanglewood. Für das alljährliche Savannah Music Festival hat er als Stellvertretender Künstlerischer Direktor seit 2004 außergewöhnliche Programme konzipiert. Zu Beginn der Saison 2016/17 wurde Hope Nachfolger von Roger Norrington als Musikdirektor des Zürcher Kammerorchesters, das er auf Tournee nach Südkorea und China führte. 2019 tritt er das neu geschaffene Amt des Künstlerischen Direktors der Dresdner Frauenkirche an, die für ihn nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern auch ein Symbol für Frieden, Versöhnung und Toleranz ist.
Im Oktober 2017 spielte er bei der Uraufführung des Konzerts für zwei Violinen Shadow Walker von Mark-Anthony Turnage (mit Vadim Repin und dem Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra). Zu den kommenden Höhepunkten der laufenden Saison zählen Auftritte in der Schweiz, in Deutschland und den USA mit dem Zürcher Kammerorchester, Bruchs Violinkonzert Nr. 1 mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der Londoner Royal Festival Hall sowie Aufführungen mit dem in San Francisco ansässigen New Century Chamber Orchester, dessen "Künstlerischer Partner" er drei Spielzeiten hindurch sein wird.
Hopes neustes Album, Journey to Mozart, erscheint international im Februar 2018 bei Deutsche Grammophon. Die Aufnahme mit dem Zürcher Kammerorchester bietet Musik von Komponisten, die Mozart beeinflusst haben, darunter Gluck und Haydn, sowie Werke von Mozart selbst: das Violinkonzert Nr. 3 in G-Dur KV 216, das Adagio in E-Dur KV 261 und ein neues Arrangement für Violine und Orchester des »Rondo alla turca« aus der Klaviersonate KV 331.
Nach seinen ersten Aufnahmen 1999 erwarb sich Hope schon bald den Ruf eines der individuellsten und faszinierendsten Virtuosen seiner Generation. 2007 unterzeichnete er einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon. Auf seinem ersten Album für das gelbe Label spielte er Werke von Mendelssohn, unter anderem die Originalfassung des Violinkonzerts in e-Moll. Im selben Jahr nahm er Schulhoffs Sonate für Solovioline als Beitrag zu Anne Sofie von Otters Album mit Musik jüdischer Komponisten aus dem Konzentrationslager Theresienstadt auf.
Zu Hopes DG-Veröffentlichungen zählen Projekte mit dem post-minimalistischen Komponisten Max Richter, darunter das überaus erfolgreiche Recomposed by Max Richter: Vivaldi – The Four Seasons und Remixes von Berlin by Overnight (beide 2014), sowie eine Reihe von Alben, die thematisch oder anhand einer musikalischen Stimmung konzipiert sind. Air – A Baroque Journey (2009) zeigte die Ausdruckskraft der virtuosen Violinmusik des 17. und 18. Jahrhunderts; The Romantic Violinist (2011) widmete sich dem Vermächtnis des legendären Geigers und Komponisten Joseph Joachim aus dem 19. Jahrhundert; Spheres (2013) bot eine Sammlung von 15 Stücken, die durch die aus der Antike stammende Vorstellung von der Sphärenmusik inspiriert waren; und Escape to Paradise (2014) galt Werken europäischer Komponisten, die in Hollywood Zuflucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fanden.
Der Geiger feierte den 100. Geburtstag von Yehudi Menuhin 2016 mit dem Album Daniel Hope – My Tribute to Yehudi Menuhin, das der Observer »eine liebevolle Hommage« nannte. Das im März 2017 veröffentlichte For Seasons geht auf Hopes Erinnerung zurück, wie er als Kind eine Aufführung von Vivaldis Vier Jahreszeiten mit Menuhin und dem Zürcher Kammerorchester erlebte. "Es hinterließ einen tiefen Eindruck", berichtet er. "Diese Kombination von Musikern war unwiderstehlich; und auch die Tatsache, dass Menuhin Vogelstimmen und den Klang der Naturgewalten auf der Geige hervorbringen konnte. Ich war sofort gefesselt."
2004 wurde Hope bei den Classical Brit Awards zum "Nachwuchskünstler des Jahres" gekürt. Er erhielt sieben ECHO Klassik-Preise, darunter den Preis "Klassik ohne Grenzen" 2017 für For Seasons, sowie den Deutschen Schallplattenpreis, Prix Caecilia, "Diapason d’Or des Jahres" und Edison Classical Award Special Prize 2014. Hinzu kommen zahlreiche Grammy-Nominierungen.
Daniel Hope kam 1973 in Durban in Südafrika zur Welt. Als er sechs Monate alt war, erhielt sein Vater, der Romanautor, Dichter und Antiapartheid-Aktivist Christopher Hope, ein Ausreisevisum unter der Bedingung, dass er nie zurückkehre. Die Familie ging zunächst nach Paris, dann nach London, wo Daniels Mutter Eleanor Sekretärin und später Managerin von Yehudi Menuhin wurde. Als kleiner Junge spielte er mit den Enkelkindern des Geigers, der ihn anregte, Geigenunterricht bei Sheila Nelson zu nehmen, einer der besten Musikpädagoginnen für Kinder in England. 1984 trat er in das Royal College of Music in London ein und studierte anschließend an der Royal Academy of Music. Hope startete 1990 seine Laufbahn als Berufsmusiker und nahm zwischen 1992 und 1998 als Krönung seiner formellen Ausbildung noch Unterricht bei Zakhar Bron.
Gegenwartsmusik gehört ebenso wie Alte Musik zu Hopes umfassendem Repertoire. Mit vielen Komponisten hat er eng zusammengearbeitet – von Harrison Birtwistle, Alfred Schnittke und Torū Takemitsu bis zu Sofia Gubaidulina, Roxanna Panufnik und Gabriel Prokofiev – und mehr als 30 neue Werke in Auftrag gegeben und uraufgeführt. Auch der Kammermusik gilt sein besonderes Interesse. 2002 wurde er das jüngste Mitglied des Beaux Arts Trio in der Geschichte dieses legendären Ensembles, mit dem er 400 Konzerte gab, bis das Trio sich 2008 auflöste.
Daniel Hope, der mit seiner Familie in Berlin lebt, spielt die "Ex-Lipiński" von Guarneri del Gesù aus dem Jahr 1742, die ihm von einer ungenannten Familie aus Deutschland zur Verfügung gestellt wurde.