Das Cover dieses Albums spiegelt visuell perfekt, wie die darin enthaltene Musik gestrickt ist: zart, zerbrechlich, mitunter schüchtern, und unschuldig wirkend wie aus einer anderen Welt. Beim ersten Hören drängt sich die Frage auf: Was für eine Musik ist das? Ist das Klassik oder Jazz. Ist das reine Improvisation oder niedergeschriebene Musik? Allmählich wird klar, dass das weder Klassik à la Chopin oder Debussy noch Jazz ist und schon gar nicht kompliziertes, langatmiges Improvisieren à la Keith Jarrett. Dazu ist die Botschaft der einzelnen Titel auf diesem Album einfach viel zu freundlich, zu versöhnlich, zu unschuldig. Und freundlich ist Jarrett nun wirklich nicht. Eher garstig, vor allem zu seinem Publikum. Nein, das hier ist ganz einfach unaufgeregte, stets melodiöse Musik, die sich gewissermaßen aus sich heraus mi t einer umwerfenden Natürlichkeit entwickelt, ohne wirklich improvisiert zu sein.
Tatsächlich ist diese Klaviermusik niedergeschriebenes Traumerleben eines offenbar ungewöhnlichen 26- Jährigen, der seine Fähigkeit, Musik der anderen Art zu erfinden, im frühen Kindesalter für sich ganz allein entdeckt, über Jahre entwickelt und seinem Umfeld erst offenbart hatte, als er sich klar geworden war, wie sie letztendlich aussehen soll. Nach außen erweckte der junge, im Stillen komponierende Pianist den Eindruck des gelehrigen Klavierschülers, der am Ende seiner Schulzeit ganz selbstverständlich ein Musikstudium aufnahm und auch beinahe zu Ende brachte. Kurz vor dem Ausbildungsziel wurde ihm klar, dass die reguläre Laufbahn eines klassischen Pianisten, der die Werke anderer interpretiert, seinem Talent kont rär entgegen laufen und seine Persönlichkeit unvermeidlich verbiegen würde. Kurz entschlossen verließ er die Universität ohne Abschluss und stürzte sich an der Nordküste Schottlands für einige Jahre Vollzeit in die Rolle eines Kochs, bevor er 2010 den Kochlöffel endgültig mit den in seinem Fall filigranen Werkzeugen des Komponisten vertauschte. Mit seinem Album ‚Sketches of Light‘ feiert Alexander Chapman Campbell jetzt sein offizielles Outing als seine eigenen Werke interpretierender Pianist.
Eine schöne, herzerwärmende Vita. Wäre da nicht die anrührende Klaviermusik dieses Albums, die für s i c h s e l b s t s p r i c h t u n d d e m Hö r e r d e n Wahrheitsgehalt der Vita in ihrer Unschuld glaubhaft vermittelt, könnte man meinen, sie sei purer Ausfluss der Decca-Marketingabteilung, deren Aufgabe es sein muss, Umsatz mit allen Mitteln zu generieren.
Sketches of Light ‘ gel ingt es dur ch die herzerfrischend natürliche Spielweise des jungen Komponisten, der seinem zarten, lichtdurchfluteten Opus ein kongenialer Interpret ist, den gestressten Zeitgenossen nach einem langen Arbeitstag im Frieden mit der Welt zu sich selbst finden zu lassen. Der in akustisch angemessener Kirchenräumlichkeit schlicht und klar eingefangene Klavierton tut das seine, um den Hörer ohne Umschweife in die spezielle musikalische Welt eines Alexander Chapman Campbell zu entführen.
Gehört haben wir diesen 96 kHz 24 Bit FLAC Download in einem akustisch optimierten Hörraum über Lautsprecher REVEL Gem2/B15a, angesteuert von einem custom-made PWM-Digitalverstärker, dessen elektrischer SPDIF-Eingang mit den Daten des Downloads über einen Audiorechner versorgt wird.
Spektrogramm
Abtastrate 96 kHz: verifiziert
Abtastbreite 24 Bit: in Ordnung
Kommentar:
Dem frequenzmäßig hier auf unter 20 kHz beschränkten Umfang an Obertönen des Klaviers ist es zu verdanken, dass diese echte 96 kHz-Aufnahme beinahe wie ein tontechnischer Overkill wirkt.