Tom Petty & The Heartbreakers - Hypnotic Eye

Review Tom Petty & The Heartbreakers - Hypnotic Eye

Die Presse ist sich genreübergreifend international wie nur selten einig: Dieses Album von Tom Petty ist der Hammer. Ein Must Have. Achtunddreißig Jahre und unfassbare sechzig Millionen verkaufte Alben später schaffte es „Hypnotic Eye“ als erstes von nunmehr sechzehn Petty Alben auf Anhieb an die Spitze der US Charts. Der heute vierundsechzigjährige Tom Petty war und ist in den seltenen Momenten, in denen er sich nicht als sauböser, langhaarig blonder Giftzwerg gibt, das, was man in Bayern gern grantig nennt. Niemand würde allerdings jemals auf die Idee kommen, Tom Petty wäre Schwiegermutters Liebling. Auch dann nicht, wenn er in den Song „Full Grown Boy“ eher melancholisch gestimmt einsteigt, diese Gangart, die seine Sache weniger ist, allerdings nicht allzu lange aufrecht erhält. Oder in „Sins Of My Youth“ einem schon beinahe zart, jedoch perfide näselnd vorgetragenen Love Song. Ansonsten herrscht in den Songs des neuen Albums ziemlich garstiger, wilder Hard-Rock vor von „American Dream Plan B“ über den hitverdächtigen Song „Red River“ bis hin zum abschließenden Song „Shadow People“, der kurz vor Ende eine Überraschung parat hält, über die hier nichts verraten werden soll, damit sie eine Überraschung bleibt.

Heile Welt Songs sind Tom Petty’s Sache nicht. Waren sie noch nie. Strahlten die Texte in Pettys Songs, transportiert durch harten Rock, bislang meist ein nicht näher festzumachendes Unbehagen über gesellschaftliche Verhältnisse aus, wird er im neuen Album Song für Song konkreter. Da bleiben auch Themen nicht ausgespart, die ansonsten in populären Songs nicht thematisiert werden, wie die Missbrauchsaffären der katholischen Kirche, der Verfall des Mittelstands und die in „American Dream Plan B“ thematisierte, nur zu gerne übersehene Tatsache, dass es um den amerikanischen Traum nicht gut bestellt ist. Ein rockiges Schmusealbum hört sich wahrhaft anders an.

Auf der überwiegenden Mehrzahl seiner Alben ist Tom Petty zusammen mit den Heartbreakers, seiner Leibund- Magen-Band zu hören, mit denen er über die Jahre hinweg ausgiebig getourt ist, und mit denen zusammen er sich seit zwölf Jahren in der Rock and Roll Hall of Fame einen Ehrenplatz teilt. Zur unverwechselbaren Marke gereift rocken Tom Petty und die Heartbreakers auf geradezu traumwandlerisch perfektem Niveau, das von einem nur ganz selten zu beobachtenden tiefen gegenseitigen Einverständnis des Musizierens zeugt. Das heißt jedoch nicht, dass den fünf einvernehmlich rockenden, zwischenzeitlich bereits ein wenig älteren Herren, die Songs dieses Albums mehr oder weniger frei improvisierend zugeflogen wären. Ganz im Gegenteil gingen geschlagene zweieinhalb Jahre ins Land bis „Hypnotic Eye“, dessen Songs in Tom Pettys Studio und im Probenraum der Heartbreakers aufgenommen wurden, reif zur Veröffentlichung war. Aktuell sind die Herzensbrecher zusammen mit ihrem Frontmann auf Tournee durch die Vereinigten Staaten, um ihren Fans die Songs des neuen Albums live näher zu bringen.

Zu haben ist „Hypnotic Eye“ auf allen aktuellen Medien von der analogen LP über die digitalen Plattenmedien Bluray und CD bis zum hochaufgelösten FLAC Download, der ein getreues Abbild der gewollt rüpelhaften Klangwelt von Tom Petty & The Heartbreakers ist. Diese Klangwelt ist dem ursprünglichen Rock and Roll verpflichtet vom low-fi geprägten Rock-Sound der siebziger Jahre geprägt, die sich geradezu wohltuend abhebt vom Hochglanz-Sound heutiger Produktionen, die, wenn es um Rock geht, mit Lautheit garstig sein wollen, jedoch vergleichsweise steril tönen. In dieser doch recht harmlosen Welt wirken PT & TH wie ein Elefant im Porzellanladen oder eben wie die überaus willkommenen Botschafter einer längst untergegangen, alles anderen als cleanen Rock-Welt.


Spektrogramm
Abtastrate 48 kHz: verifiziert
Abtastbreite 24 Bit: in Ordnung

Kommentar:
Technisch mögliches Spektrum voll ausgenutzt.

Tom Petty & The Heartbreakers - Hypnotic Eye

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