Die kanadische Pianistin und Komponistin aus Toronto hat mit Earth Voices, die sich nicht nur in ihrem Heimatland einen Namen als Bandleaderin und Side-Woman gemacht hat, präsentiert aktuell ihr sechstes Album. Wie bereits mit ihrem 2016 erschienen Album Words kombiniert sie auch auf dem neuen Album eigene Kompositionen und solche befreundeter Komponisten mit der Poesie berühmter Dichter und Musikerkollegen und lässt diese von in der Jazzszene bekannten Vokalisten, eingebunden in unterschiedliche Bandformationen vortragen.
Das erste Stück auf Earth Voices ist ein Gedicht von Edgar Allan Poe mit dem Titel „A Dream Within a Dream“, recht romantisch daherkommt und spannend kontrastiert mit der vom Klavier und Saxophon getragenen Komposition, die Amanda Tosoff für dieses Gedicht geschaffen hat.
„To a Stranger“ stammt von Walter Whitman, einem US-amerikanischen Dichter, Essayist und Journalist, der als einer der einflussreichsten amerikanischen Lyriker des 19. Jahrhunderts gilt. „Dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen“, sagt Tosoff. "Ich entdeckte es in einer einsamen Zeit, und es sprach zu mir über die Idee von Zwillingsseelen, über die Suche nach dieser Person und der Hoffnung, dass man sie finden kann. Die Musik beginnt als Klavierarrangement und ich reduzierte sie auf vier Stimmen und arrangierte es für Streicher. Sie ist durchkomponiert, nichts wiederholt sich - sie geht auf eine Reise wie das Gedicht."
Das von der einzigen männlichen Stimme auf dem Album zum Klingen gebrachte Gedicht "Birdwings" stammt vom persischen Dichter und Sufi-Mystiker Rumi aus dem 13. Jahrhundert. Amanda Tosoff meint hierzu: "Dieses Gedicht ließ mich an einen Freund denken, der eine traumatische Hirnverletzung erlitt. Trotz seines Schmerzes und Verlustes hatte er eine wirklich erstaunliche Einstellung - er sah seine Verletzung als eine Gelegenheit, neu anzufangen und zu lernen, einfach im Moment zu sein. Das Gedicht hat viele schöne Bilder, und es fühlt sich an, als würde man aus der Trauer aufsteigen, wie ein Vogel, der sich in die Lüfte erhebt, und das habe ich versucht, in der Musik einzufangen.“
Mike Ross, musikalischer Leiter der Musiktheatergruppe Soulpepper aus Toronto, schrieb "Oh, Life", das auf einer Gedichtsammlung von Edgar Lee Masters basiert, die das Leben und die Verluste der Bewohner einer fiktiven Stadt namens Spoon River erzählt.
Selbstverständlich lässt es sich Amanda Tosoff eine Hommage an Ihre Landsmännin Joni Mitchell nicht nehmen, deren kraftvoller Protestsong "The Fiddle and the Drum" durch eine nicht weniger kraftvolle und einfühlsame Gesangsdarbietung auf dem Album manifestiert ist. Pablo Nerudas Gedicht „Sonnet 49“ erklingt als Komposition von Luciana Souza arrangiert von Amanda Tosoff auf Grundlage eines virtuosen Klaviersolos.
Jede Komposition und jedes Arrangement auf Earth Voices erweist sich als stark und individuell gekonnt an das jeweilige Gedicht angepasst. Die verschiedenen Sängerinnen und Sänger bringen ihre idiomatischen und komplett unterschiedlichen Stimmen als spannend zum Leuchten gebrachten Klangfarben in die Stücke und damit die Gedichte-Vertonungen auf den Punkt. Earth Voices ist ein ganz besonderes und besonders gut gemachtes Album, das eine weite Verbreitung verdient hat.
Emilie-Claire Barlow, Gesang
Laila Biali, Gesang
Michelle Willis, Gesang
Lydia Persaud, Gesang
Robin Dann, Gesang
Felicity Williams, Gesang
Alex Samaras, Gesang
Allison Au, Altsaxofon
Kelly Jefferson, Sopransaxofon
Alex Goodman, Gitarre
Amanda Tosoff, Klavier
Jon Maharaj, Bass
Morgan Childs, Schlagzeug
Aline Homzy, Violine
Jeremy Potts, Violine
Laurence Schaufele, Viola
Beth Silver, Cello