Surfboard ist mit dem 85-jährigen Tenorsaxophonisten George Coleman und der 45 Jahre jüngeren Kontrabassistin/Sängerin Brandi Disterheft als altermäßige Eckpfeiler ein Generationen übergreifendes Projekt mit Klaus Mueller am Piano und Portinho am Schlagzeug, die sich altersmäßig zwischen den beiden Eckpfeilern tummeln.
George Coleman begann seine Karriere als Jazzmusiker in den 50er Jahren als Begleiter der Blueslegende B.B. King. In New York arbeitete er mit Lee Morgan und Jimmy Smith. Später folgten gemeinsame Auftritte und Aufnahmen mit Johnny Griffin, Lionel Hampton, Charles Mingus, Chet Baker und Ahmad Jamal. An der Seite von Miles Davis und Herbie Hancock trug er zur Entstehung legendärer Jazz-Alben bei.
Der als klassischer Pianist ausgebildete Klaus Mueller ist in der New Yorker Jazz-Szene, insbesondere im Latin und Brazilian-Jazz Bereich aktiv und hat dort dabei unter anderen mit Künstlern wie Portinho, dem Schlagzeuger von Surfboard zusammengearbeitet hat, der als “James Brown of Brazilian Funk Samba” gehandelt wird.
Brandi Disterheft ist nicht nur am Kontrabass und als Sängerin unterwegs, sondern auch als Songwriterin. Ihre Mutter war eine Jazz-B3-Organistin, die mit The Supremes und Carlos Jobim auftrat. Sie brachte ihre Tochter schon im Alter von fünf Jahren dazu, klassisches Klavierstudium zu beginnen. Disterhefts Tante Angie Jaree, die Tante von Brandi Disterheft und eine Session-Sängerin in LA (Claire Fischer, Sergio Mendez), ermutigte Disterheft, sich auf das Singen und die Entwicklung ihrer stimmlichen Qualität zu konzentrieren. Ihre gelehrige Schülerin gewann dann mit 26 Jahren einen JUNO (kanadischen Grammy) für ihr "Debüt"-Album und landete bei dem legendären Hank Jones am Bass. Es folgten Aufnahmesessions und Live-Acts in Zusammenarbeit mit unter anderen Anita O'day, Benny Green, Cyrus Chestnut, Vincent Herring und Renee Rosnes, um nur einige zu nennen. Surfboard ist ihr fünftes eigenes Album.
Surfboard transportiert vierzehn Songs, die dem Blues, dem Mainstream Jazz und den Brasilianischen und Amerikanischen Songbooks entstammen. Brandi Disterheft singt diese Songbook-Nummern und ihre eigenen eindringlichen Texte mit einer sehr individuellen, sofort wiedererkennbaren Stimme, die Verletzlichkeit und emotionale Intelligenz vermittelt. Ihre dynamischen, harmonischen Basslinien geben die überaus lebendige Gangart auf Surfboard vor, die die ganz hervorragend aufgelegten Mitmusiker zu Höchstleistungen motiviert. Mit Portinho verbindet Disterheft eine ganz besondere musikalische Zuneigung: "Ich wollte uns unbedingt aufnehmen. Porto hat eine Art, den Beat abzuändern. Es ist so funky, mit einem so ansteckenden Groove, und er hat so viel Dynamikumfang. Er hat strenge Regeln, aber wenn man sie einmal gelernt hat, will er, dass man sich davon löst. Er ist immer vorausschauend und dreht die Phrasen um. Das macht so viel Spaß."
Surfboard erweist sich als überaus gelungenes Album, das mit abwechslungsreichen Stücken voller Lebensfreue punktet, die nicht nur Brandi Disterheft am Kontrabass und alternativ als Sängerin mit frech tönender Stimme, sondern auch sämtliche hochklassige Mitmusiker in hoher Aufnahmequalität in beschwingter Spiellaune zeigen.
Brandi Disterheft, Kontrabass
George Coleman, Saxofon
Klaus Mueller, Klavier
Portinho, Schlagzeug