Silently Held – so ist das neue Album der Gitarristin und Sängerin Chantal Acda benannt. Die englische Phrase hat dabei zwei Bedeutungen: Still gehalten, aber auch stillschweigend gehalten. Beinahe wie „ausgehalten“. Damit sind die Pole benannt, zwischen denen die neun Stücke des Albums oszillieren.
Acda ist eine jener Musikerinnen, die unter dem Radar fliegen. Dabei spielt die Niederländerin schon seit Jahren beispielsweise mit Bill Frisell zusammen, einem der renommiertesten Gitarristen des zeitgenössischen Jazz. Er ist auch auf Acdas jüngsten Album zu hören, zusammen mit einer Reihe weitere Musiker, die sich zu den The Atlantic Drifters zusammengeschlossen haben. Und Acda?
Acda ist Autodidaktin. Zu musizieren hat sie sich selbst beigebracht. Zwar war Ihre Mutter klassische Sängerin, doch selber Musiker werden, das hatte Acda eigentlich nicht vor. Sie wurde es doch, und Silently Held ist ihr inzwischen 13. Album.
Im Regal ist Silently Held dem Genre Jazz zugeordnet. Wenn man es hört, könnten es auch im Genre Songwriter untergebracht sein. Oder bei Vocal Jazz oder noch etwas anderem. Acda selbst sagt, sie denke nicht in Grenzen oder Genre. Und sie sagt, dass sie gerne mit Jazz-Musikern zusammen arbeite, aber ihre Musik deshalb noch nicht Jazz sei. Die neun Kompositionen bezeugen das eindeutig. Sie sind eher in Ton gegossene Emotion.
Tatsächlich sagt Agda, als sie die Songs für Silently Held schrieb, sei sie in einer nicht sehr guten Phase ihres Lebens gewesen. Zerbrechlich habe sie sich gefühlt. Und diese Gemütslage klingt in diesen Liedern mit. Sie sind sanft und zurückhaltend, langsam zumeist und vorsichtig, beinahe schon tastend.
Die ersten Versionen der Stücke nahm Acda gemeinsam mit Frisell, dem Kontrabassisten Thomas Morgan und ihrem Partner, dem Schlagzeuger Eric Thielemans, als One Takes auf. Einfach durchspielen und die Stimmung authentisch einfangen.
Die hierbei gefundene Grundstimmung erweiterten später Josef Dumoulin am Klavier, Gitarristin Shahzad Ismaily und eine fünfköpfige Bläsergruppe. Sie alle ergänzten Farbtupfer, Klanghäppchen, Atmosphäre, die den bereits gefundenen Kern stützten und weiter festigten. Ein clevere Ansatz.
Das Ergebnis ist ein ausgesprochen ruhiges und zugleich packendes Album das mit seiner offenen und transparenten Mischung, der luftigen Bühne und dem ausgewogenen Klangbild jede Sekunde das Ohr bestrickt. In Summe absolut hörenswertes Musik. (Thomas Semmler, HighResMac)
Chantal Acda, Gesang, Akustikgitarre
Bill Frisell, Gitarre
Shahzad Ismaily, Gitarre
Eric Thielenmas, Schlagzeug
Joachim Badenhorst, Klarinette
Thomas Morgan, Kontrabass
Jozef Dumoulin, Klavier
Colin Stetson, Saxophon
Frans Van Isacker, Saxophon
Kurt van Herck, Saxophon
Niels Van Heertum, Euphonium