So hatten sie sich das nicht vorgestellt: Als der japanische Staat 1939 zur Feier des 2600. Jahrestages der japanischen Dynastie eine Reihe von europäischen Komponisten um Werke bat, lieferte der 25-jährige Benjamin Britten die Sinfonia da Requiem als Beitrag. Gewagt.
Die Trauermusik, die Britten mit Blick auf die 1939 entflammten Feindseligkeiten zwischen Nazi-Deutschland und seinem Heimatland Großbritannien schrieb, passte nicht zu der gewünschten Stimmung der Jubiläumsfeiern und wurde abgelehnt. Das war bedauerlich für Britten, nicht aber für uns, denn Sir Simon Rattle hat die Mini-Symphonie ergänzt um die Spring Symphony und das populäre The Young Persons Guide to the Orchestra in einer Einspielung mit dem London Symphony Orchestra auf deren Label LSO Live herausgebracht.
Die Sinfonia da Requiem eröffnet das Album. Seine drei Sätze führen getragen in das rund 80-minütige Klangprogramm ein. Das LSO intoniert feinfühlig und klar geführt von Rattle. Die Musik ist füllig im Klang und emotional im Ausdruck.
Die Spring Symphony unterhält die folgenden rund 45 Minuten. Stimmlich füllig verstärkt mit dem Tiffin Girls‘ Choir, dem Tiffin Boys‘ Choir, dem Tiffin Children’s Chorus, dem London Symphony Chorus, der Sopranistin Elizabeth Watts, der Mezzo-Sopranistin Alice Coote und dem Tenor Allan Clayton öffnet die neue Einspielung der Komposition viel Bühne und Raum. Dynamisch und pointiert vorgetragen, zeigen Rattle und seine Musiker, welche Bandbreite an Können Britten in dieser Komposition zum Erlebnis macht.
The Young Persons Guide to the Orchestra bildet das muntere Kontrastprogramm zu den beiden ernsteren Werken und schließt das Album. Die Komposition baut auf ein Thema aus dem Hornpipe-Rondo in der Gelegenheitsmusik zu Abdelazar; or The Moor’s Revenge des von Britten sehr geschätzten Komponisten Henry Purcell auf. Nachdem es im ersten Satz vorgestellt wird, kehrt in den folgenden fünf Variationen jeweils eine Instrumentengruppe neue Aspekte hervor. Der Fokus auf Holzbläser, Streicher, Harfenisten, Blechbläser und zuletzt Perkussionisten macht erlebbar, wie vielschichtig und klanggewaltig jedes Glied eines Orchesters sein kann.
Die Aufnahme aus London ist eine schöne und unterhaltsame Einspielung. Akustisch nutzt sie die Weite des Raums, um die Musik klar und gut durchhörbar zu präsentieren. So schafft sie angenehme Unterhaltung und ein feines orchestrales Erlebnis. Großartig! (Thomas Semmler, HighResMac)
Elizabeth Watts, Sopran
Alice Coote, Mezzosopran
Allan Clayton, Tenor
London Symphony Chorus
Tiffin Boys’ Choir
Tiffin Children’s Chorus
The Tiffin Girls’ School Choir
London Symphony Orchestra
Sir Simon Rattle, Dirigent