Seit den frühen achtziger Jahren hat Michel Benita als Kontrabassist in der Jazz-Szene der französischen Hauptstadt seine Spur hinterlassen. Mit und in diversen Bands ist er dort seitdem in Jazzclubs und Konzerthallen zu hören. Einen Höhepunkt seines Bekanntheitsgrads erreichte er als erster Bassist des in Paris ansässigen Orchestre National de Jazz. Sein erstes eigenes Album River Silver nahm er 2015 mit seiner Band Ethics auf. Sein aktuelles zweites Album Looking At Sounds , das zugleich sein erstes Album auf dem Label ECM ist, hat Michel Benita in seiner Funktion als Bassist und Laptop-gestützter Sound-Erzeuger mit einer neu zusammengestellten Quartett-Formation mit dem schweizer Flügelhornisten Matthieu Michel, dem französischen Schlagzeuger Philippe Garcia, und dem belgischen Keyboard-Spieler Jozef Dumoulin eingespielt.
Die dem Jazz und Folk zuzuschreibenden Stücke auf Looking At Sounds stammen weitegehend von Michel Benita. Sie erweisen sich hochgradig attraktiv, zumal die Musiker des Quartetts sich nicht vorrangig als Solisten sehen und verhalten, sondern als Team, in dem die einzelnen Musiker den Gehalt der Stücke gemeinsam gestalten. Für die spezielle Farbe des Quartetts sorgt das klangmächtige Flügelhorn, das sorgfältig in den Sound des Quartetts integriert ist, ohne die Beiträge der anderen Musiker zu dominieren. Nicht zuletzt das Keyboard in Gestalt eines Fender Rhodes sorgt in für dieses Instrument ziemlich ungewöhnlicher Weise für die Integration der individuellen Sounds in einen ganz eigenen Gruppensound, der die wunderschönen Melodien der einzelnen Stücke optimal zur Geltung kommen lässt.
Looking at Sounds gelingt es auf überzeugende Weise, akustische und elektronische Klänge zu einem organischen Gesamtklang zu verbinden. Aufgebaut sind die Stücke jeweils auf Grundlage einer schwungvollen Basslinie auf, auf die sich die prächtig und ausgiebig ausgesungene Melodie des Stücks stützt. Ein besonders überzeugendes Beispiel hierfür ist Antônio Carlos Jobims Stück Inutil Paisagem, dessen Melodie vielfältig angewandelt in einer fein gewebten Textur eingebunden vorgetragen wird. Dem Kontrabass und dem Schlagzeug kommt dabei die Rolle zu, die Textur so zu strukturieren, dass sie auch bei Abwandlungen der Melodie und deren Farbgebung als solche stabil im Raum aufgespannt verbleibt.
Mit voller Hingabe zelebriert das Quartett um Michel Benita die Musik auf Looking At Sounds in entspannter, stets erfrischender Manier auf spieltechnisch stets hohem Niveau. Beim Anhören dieses Albums spricht deshalb auch nichts dagegen, sich seinem musikalischem Fluss hinzugeben. Bei aller Entspanntheit bricht an keiner Stelle von Looking At Sounds Langeweile aus, da die Sounds der Stücke vom Quartett um Michel Benita jeweils hochprofessionell und abwechslungsreich gestaltet präsentiert werden.
Michel Benita, Kontrabass, Laptop
Matthieu Michel, Flügelhorn
Jozef Dumoulin, Fender Rhodes, Electronics
Philippe Garcia, Schlagzeug, Electronics