Gibt es das Attribut Fun-Jazz? Wenn nicht, sollte es für Sticky Wicked erfunden werden. Denn Wicked – schelmisch (in diesem Fall) – ist ein Attribut, das für die Titel des neuen Albums Nightfall ganz hervorragend passt. Und Sticky – klebrig – ist gleichfalls passend, denn sind die sieben Track nach 29 Minuten und 1 Sekunden vorbei, ist der unweigerliche Drang zu verspüren, gleich nochmal anfangen zu wollen. Aber der Reihe nach.
Sticky Wicked ist ein Quintett aus den Niederlanden, bestehend aus Saxophonist Peter Lieberom, Gitarrist Glenn Black, Bassist Peter van Breukelen, Keybaorder Matthijs Geerts und Schlagzeuger Remco van der Sluis. Verschrieben haben sie sich etwas, dass vom Label als Electric-Jazz-Fusion bezeichnet wird.
Kopf der Gruppe ist der Bassist, dessen Kompositionen als – O-Ton Pressematerial – „originell, frisch und zeitgemäß“ wirken. Nun, irgendwas muss ja toll gelobt sein, sollte der kritische Geist denken, und danach die Ohren spitzen. Das Ergebnis?
Tatsächlich ist die Musik frisch und lebendig. Manches klingt vertraut, aber nicht von den Melodien oder Phrasen, sondern von der Stimmung und dem Feel. Anklänge an Scofield und Weather Report sollen sich finden lassen, aber mir kämen eher Thom Rhotella Band, Trycycle oder Snarky Puppy in den Sinn, wenn es darum ginge, Parallelen zu ziehen. Tatsächlich scheint mir Sticky Wicked aber ein ganz eigenes Gewächs von hoher Güte.
Mein Favorit ist Song #4 mit Namen Hickup. Der Schluckauf ist ihm direkt anzuhören, zum Glück in zahmer Ausprägung. Weshalb ich ihn besonders mag, ist, dass sich in ihm all die Spielfreude und Ausgelassenheit des Quintetts in jedem Ton äußert. Allein dieses Stück ist schon eine Freude zum Zuhören.
Und falls noch ein kleiner Kalauer erlaubt sein sollte – das Klangbild des Album-Titels könnte auch den Blick manch anderer Musiker beschreiben, die es hören: neidvoll. (Thomas Semmler, HighResMac)
Peter Lieberom, Saxophon
Remco van der sluis, Schlagzeug
Matthijs Geerts, Keyboards
Glenn Black, Gitarre
Peter van Breukelen, Bass