Lassen sich traditionelle japanische Weisen mit westlichen Klängen ergänzen, erweitern, verschmelzen? Auf ihrem jüngsten Album Songs Of My Land wagt die japanische Sängerin Chiyomi Yamada zusammen mit der gleichfalls japanischen Folkband baobab den Versuch. Mit interessantem Ergebnis.
Vielleicht wird mancher Traditionalist auf dem asiatischen Inselarchipel den Versuch von Chiyomi Yamada & baobab als Sakrileg empfinden, uralte japanische Melodien mit westlichen Klängen zu mischen. Genau das macht Songs Of My Land, auf dem die ausgebildete klassische Sopranistin Yamada die Möglichkeiten ausleuchtet, was ihr erstaunlich gut gelingt.
Spannend an Songs Of My Land ist nämlich neben der generellen Exotik, die sich für das europäisch geschulte Ohr in vielen Facetten zeigt, vor allem die Mischung der Musik. Yamada durchbricht das Traditionelle ihrer Lieder mit vielen Facetten , die sie andernorts entlehnt. In Otemoyan finden sich Anklänge an Jazz, Muko Yokocho changiert zwischen japanischer und irischer Folklore, Gioshoya erinnert in manchen Momenten an mongolischen Khoomei. Es gibt Beckenwirbel und Schlagzeugrhythmen, in Haiya-bushi trägt eine Fiddel die Melodie des Liedes…
Doch mehr noch als die scheinbare Fremde überrascht, dass oft gar nicht zu sagen ist, wo die eine Kultur beginnt und die andere endet, dass die Übergänge so fließend sind und die Integration so natürlich, dass sich zugleich die Universalität der Musik wie die Verwandtschaft all ihrer Interpreten und Interpretationen zeigt.
Vielleicht liegt das formale Gelingen aber auch an der sensiblen Herangehensweise des Musiker. Songs Of My Land sei eine Hommage an das uralte japanische Volkslied, an die geheimnisvolle Shinto-Spiritualität und an die Menschen, die auf diesem Land seit Jahrtausenden mit ihren Liedern das Leben und die Liebe feiern, lässt die Begleitinfo zum Album wissen. Das ist gewiss ein bisschen Marketing-Balbla, aber vollkommen von der Hand zu weisen ist der beschriebene Versuch auch nicht.
Auch akustisch ist das Songs Of My Land von hoher Güte. Ausgewogen abgemischt glänzt das Album mit ausgesprochener Transparenz. Es ist prima durchhörbar und sein Klang ist aus in den dramatischen Momenten fein und beinahe zart. Da nervt kein Fieps und kein Über-Diskant, sodass die Dramatik des Moments allein im Ausdruck der Musik verortet bleibt – eben da, wo er hingehört.
Dass Songs Of My Land von Chiyomi Yamada & baobab ausschließlich als Studio Master in 192 kHz und 24 Bit ausgeliefert wird, ist da nur konsequent, denn so geht keine noch so feine Facette verloren.
Ein echtes Genussalbum. (Thomas Semmler, HighResMac)
Chiyomi Yamada, Gesang
Maika, Gesang, Fiedel, Bratsche, Rebec
Mirai Matsumoto, Gitarren, Kokle, Citole, Gesang
Naoya Wada, Bass, Flöten, Gittern
Tsuyoshi Maeda, Taiko, Shinobue, Suzu
Yosuke Watanabe, Schlagzeug, Percussion