Einmal mit alles. Der bekannte Satz aus der Streetcusine kann in seiner Simplizität von Mutigen auch auf die Hochkultur angewandt werden. Einmal alles gibt es nämlich auch von Marc Coppey und François Dumont auf deren jüngsten Album Fauré authentique. Der Untertitel: Complete Works for Cello and Piano.
Über eine Stunde Wohlklang bietet das Fauré authetique, das Marc Coppey am Cello und François Dumont am Flügel eingespielt haben. Das Allegretto moderato for Two Cellos die Unterstützung von Pauline Bartissol als zweite Cellistin erhält. Als Rundumschlag umfasst die Einspielung das Gesamtœuvre für Klavier und Cello des französischen Komponisten des Fin de siècle. Zwei Stücke sind hierbei nur zur Hälfte Fauré: Das Aprés un rêve, Op 7/1 wurde von Pablo Casals für das Instrumentenduo arrangiert, beim Bercuse from Dolly, op. 56/1 übernahm das Arrangement Marc Coppey selbst.
Die meisten Werke sind kurze Kompositionen, die für sich stehen. Dazu kommen die Sonate N° 1 pour violoncelle et piano Op. 109 und die Sonate N° 2 pour violoncelle et piano Op. 117, die mit jeweils drei Sätzen integrative Klangentfaltung zelebrieren.
Die Sonaten sind auch die Kompositionen, in denen sich am deutlichsten Könnerschaft von Komponist und Interpreten zeigt. Die sanft-melodischen Elemente Faurés, die expressive Dynamik – Coppey und Dumont spielen sie schlüssig und zugleich fesselnd heraus. Das Zwiegespräch der Instrumente ist ein verwobenes Miteinander zweier Stimmen, deren Bestreben es jeden Moment ist, einander zu tragen, zu stützen und zu ergänzen. Schön zu erleben auch im exzellenten Zusammenspiel bei der Sicilienne, Op. 78.
Was in den Kompositionen bezaubert, ist erneut das, was Volker Hagedorn schon 2011 in der Zeit als „parfümfreien Charme und gebändigte Melancholie“ beschrieb – eine unprätentiöse Musik, die dem Zuhörer all ihre Emotion in Reinform offenbart, ohne je zu übertreiben. Auf diesem Album zudem in exzellentem Klang.
Ein Grund für die hervorragende und sanfte Akustik könnte im Flügel liegen, den François Dumont spielt. Es ist ein von Fauré geschätztes Instrument des Klavierbauers Érard, ein Grand Piano von 1891 mit einer Länge von 2.12 Metern. Gestimmt auf 435 Hertz ist er eine Nuance tiefer als die Standardstimmung von 440 Hertz. Das mag ihm zusätzlich eine mögliche Schärfe im Diskant nehmen.
Die Einspielung von Gabriel Faurés Kompositionen für Cello und Piano ist erschienen beim Label audite. Diesem lateinischen Imperativ ist nichts hinzuzufügen: Hört! (Thomas Semmler, HighResMac)
Marc Coppey, Cello
François Dumont, Klavier