SHOLTO – The Sirens

Review SHOLTO – The Sirens

Nein; Sholto ist kein Musiker. Ja, Sholto ist Musiker. Ein bisschen erinnert der Spagat an Alan Parsons, der Pink Floyd produzierte, bevor er eigene Alben herausbrachte. Auch Oscar Sholto Robertson ist Produzent und Toningenieur, und er ist auch Schlagzeuger, Keyboarder, Gitarrist, Bassist, Flötist, Perkussionist und Sänger auf seinem dritten Album The Sirens.

The Sirens ist ein sehr atmosphärisches Album. Viel Hall und Raum lassen den Klang der zwölf Songs gleichsam schweben. Eine „traumhafte, vielschichtige Reise“ verspricht das Label. Und auch wenn solchen blumigen Versprechen in der Regel nicht folgen würde, sind sie hier nicht von der Hand zu weisen. Selbst wenn die Fahrt nicht für alle auf dem selben Gleis verlaufen wird, heißen die Stationen in jedem Fall Entschleunigung und Einkehr.

Gestaltet hat der 31-jährige Sholto seine jüngste Klangreise an der Grenze zwischen Jazz und Ambient. Gemeinsam mit den Sängerinnen Phoebe Coco und Lea Petges, Bassist Syd Kemp, Pianist Thomas McBrian, Rachel Kitchlew an der Harfe, Violinistin Clementine Brown, Cellistin Sebrina Lambert Rose und Flöstist Arthur Sajas ist es eingespielt.

Der Album-Titel The Sirens verweist unter anderem auf die Odyssee, die in Tied To The Mast musikalisch gestaltet ist. Allgemeiner liefert es den soundtrack für die Reise, die der Mensch mit seinem Leben durchläuft. Sehnsucht und Zweifel finden hier ebenso ihren Platz wie Dualität und Freude – das ganze Feld der Emotionen und Erlebnisse finden ihren Niederschlag und einen musikalischen Anker.

Formal auffällig ist, wie intensiv die klangliche Struktur des Albums eine offene Atmosphäre und viel Raum im Hörraum schafft. Das ist ein interessantes Phänomen, diese Illusion der Weite und – mehr noch – einer erstaunlichen Tiefe in den eigenen vier Wänden. Auf der immensen Bühne spielt sich das musikalische Geschehen dennoch nicht auf verlorenen Einzelposten ab, sondern ist clever verwoben und zugleich fein durchhörbar. Auch insoweit ist das Album ein Genuss.

Mit The Sirens ist Sholto ein sehr schönes Album gelungen, das glaubhaft einlädt, in sich selbst einzutauchen. Odyssee hin, Sirenen her. Es lohnt sich. (Thomas Semmler, HighResMac)

Oscar Sholto Robertson, Schlagzeug, Keyboards, Gitarre, Bass, Flöte, Perkussion, Gesang
Phoebe Coco, Gesang
Lea Petges, Gesang
Syd Kemp, Bass
Thomas McBrien, Klavier, Keyboards
Rachel Kitchlew, Harfe
Clementine Brown, Violine, Bratsche
Sebrina Lambert Rose, Cello
Arthur Sajas, Flöte

Toningenieure: Oscar Sholto Robertson, Syd Kemp & David Bardon
Aufgenommen in den SFJ Studios & im Total Refreshment Centre London
Vorab gemastert von Jasper Geluk
Gemastert von Doug Krebs
Co-Produzent: Syd Kemp (Track 8)
Produziert und gemischt von Oscar Sholto Robertson

SHOLTO – The Sirens

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