Das Trio Zimmermann ist ein Glücksfall, haben sich hier doch im Jahr 2007 drei hochrangige Solisten der Spitzenklasse zusammengetan, um ein erfolgreich agierendes Streichtrio zu bilden. Das ist keineswegs die Regel. Vielmehr passiert es in einer solchen Konfiguration nicht selten, dass die Konzertsolisten im Kammermusikverbund das bleiben was sie sind: Solisten. Um zu einem Streicher-Trio zu verschmelzen braucht es etwas anderes als solistische Kompetenz, nämlich genau das Gegenteil davon, d.h., gelebten Ensemblegeist, weshalb es Streichtrios und allgemein Kammermusik-Ensembles mit gestandenen Kammermusikern, die auf den Weg einer Solisten-Karriere bewusst verzichten und sich dem Ensemble-Gedanken unterordnen, die Nase vorn haben, was die Qualität und Überzeugungskraft des Musizierens in kleinem Ensemble angeht. Dass es den Mitgliedern des Trio Zimmermann mit Frank Peter Zimmermann Violine, Antoine Tamestit, Viola und Christian Poltéra, Cello trotz ihres vorrangig solistischen Tätigkeit gelingt, als echtes Trio und nicht als Solistenverbund wahrgenommen zu werden liegt wohl daran, dass jeder von ihnen eine Zweitkarriere als Kammermusiker hinter sich hatte, als sie sich im Jahr 2007 zum Trio zusammenfanden. Ein weiterer Aspekt, der dem Zusammenwachsen zum Trio förderlich gewesen sein dürfte, sind die zahlreichen öffentlichen Auftritte des Trios.
Bereits nach zwei Jahren gemeinsamen Musizierens und Konzertierens waren die drei Solisten des Zimmermann-Trios zu einem überzeugenden Ensemble im besten Kammermusik-Geist zusammengewachsen, wie auf dem 2009und 2010 eingespielten ersten Album mit dem fast 50-minütigen Es-Dur Divertimento, K.563 von Mozart und Schuberts einsätzigem Streichtrio B-Dur D 471 nachzuhören ist. Dieses Album, das auf begeisterte Aufnahme durch das Publikums und die Kritik stieß, die es auf die gleiche Stufe stellte wie die besten bis dahin verfügbaren Konkurrenzaufnahmen der Mozart- und Schubert-Stücke. Darauf folgte das Album mit Beethovens Streichtrios Op. 3 und seiner Serenade Op. 8. Im Beethoven Trio bescheinigte die Kritik seinerzeit dem Trio Zimmermann eine Herangehensweise mit viel Herz und Technik, aber wenig Ego, was zu einer hervorragend natürlich klingenden Aufführung führt. Eine weiteres Beethoven-Album ist Beethovens Streichtrios op. 9 gewidmet, das wiederum begeisterte Kritik auslöste: Das Trio Zimmermann spielt diese Werke in vollen Zügen. Es sind dynamische und romantische Interpretationen, die eine hervorragende Ensemblearbeit der Spieler zeigen. Zum Glück gibt es hier keine Verbeugung vor historischen Praktiken. Einfach ein durch und durch robustes Streicherspiel von drei hervorragenden Musikern.
Streichtrios aus dem zwanzigsten Jahrhundert widmet sich das Trio Zimmermann auf ihrem Album mit Werken von Hindemith und Schoenberg. Dieses Album mit seinem meisterlichen Trio-Spiel wurde mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Diapason de l'Année, dem Chamber Award des BBC Music Magazine und einem Jahrespreis des Verbands der deutschen Schallplattenkritik bedacht. In den Bereich der frühen Klassik kehrte das Trio Zimmermann zurück mit seinem als sensationell aufgenommenen Album der Bachschen Goldberg Variation im Arrangement für Streichtrio von Dmitry Sitkovetsky, das das für Tasteninstrumente geschriebene Werk im Hinblick auf sein kammermusikalisches Potenzial neu konzipiert hat. Hierzu meinte die Kritik seinerzeit: Das Trio Zimmermann stürzt sich mit Feuereifer ins Getümmel und gestaltet die Musik mit der Phrasierungssensibilität und erhöhten Artikulation eines erfahrenen Ensembles für historische Instrumente. Perfekt aufeinander abgestimmt - alle drei Instrumente sind Stradivaris - und makellos ausbalanciert in einer lebendigen und strahlenden Akustik, ist das schönste Kompliment, das man dieser fesselnden Aufführung machen kann, dass man nicht einen Moment lang das Gefühl hat, eine Transkription zu hören. Die erklärte Absicht des Ensembles war eine "Enthüllung" von Bachs Meisterwerk - das Ergebnis ist ein Triumph der Kombination von technischem Einfallsreichtum und musikalischem Verständnis.
Zusammen mit der erfreulichen Tatsache, dass sämtliche Alben mit dem Trio Zimmermann exquisit aufgenommen worden sind, liegt hier ein zumindest vorläufiges klingendes Vermächtnis der Tätigkeit dieses beeindruckenden Trios vor, an das man als der Kammermusik zugetaner Klassik-Fan nicht vorbeikommt. Nicht zu verachten ist schließlich auch die Tatsache, dass der fünf Stunden Musik beinhaltende Download der Sammlung der bislang erschienenen fünf Alben mit dem Trio Zimmerman auf dem Album A Retrospective im Format FLAC 88.2 zu einem wahren Spottpreis zu haben ist.
Trio Zimmermann