Yello – Point

Review Yello – Point

Mit ihrer dem Dadaismus nahe stehenden Musik hat die Schweizer Band Yellow die Welt der elektronischen Musik beginnend mit den achtziger Jahren nachdrücklich mitgestaltet und, wenn auch eher zufällig als absichtlich Techno den Weg bereitet. Auch wenn Ihre Präsenz in den neunziger Jahren deutlich nachließ, haben sich Yello nie voll aus der Szene zurückgezogen. Mit ihrem neuen Album Point meldet sich Yello wieder einmal zurück.

Ende der 1970er Jahre trafen in einem Testlabor für Autos Boris Blank und Carlos Perón aufeinander, um Motorengeräusche aufzunehmen. Sie kamen ins Gespräch und begannen zusammen mit verschiedensten Geräten zu experimentieren, deren Geräusche sie aufnahmen und zu Songs verarbeiteten. Auf der Suche nach einer passenden Begleitstimme trafen die beiden auf Dieter Meier bekannt, der zu dieser Zeit noch in einer Band namens The Assholes aktiv und als Sänger äußerst erfolgreich war. 1979 erschien die erste Maxi-Single auf einem Schweizer Underground-Label und 1980 führte sie ihr Weg in die USA, um ihre Musik verschiedenen Plattenfirmen vorzustellen. Die drei Schweizer erhielten einen Plattenvertrag. Es folgten die ersten Alben Solid Pleasure und Claro que si. Carlos Perón verließ die Band 1983 nach Fertigstellung des Albums You Gotta Say Yes To Another Excess. Seitdem ist Yello im Kern eine Zweimann-Band, deren Produkte ohne extreme Computerunterstützung nicht realisierbar wären, und die hie und da ihre Alben zusammen mit Gästen präsentiert haben. Boris Blank war nun alleinverantwortlich für Musik und Produktion zuständig, Dieter Meier beschränkte sich damals wie heute auf das Beisteuern seiner Stimme.

Mitte der 1980er-Jahre errang die Band größere Bekanntheit durch erste Charterfolge, vor allem in ihrem Heimatland der Schweiz und in Deutschland. Das Anfang 1985 veröffentlichte Album Stella hielt sich in Deutschland 34 Wochen in den Charts (Höchstplatzierung 6. Platz) und wurde mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. In der Schweiz belegte Stella den 1. Platz. Das folgende Best-Of-Album 1980-1985, The New Mix In One Go erhielt in beiden Ländern ebenfalls Gold. Auch das nächste Studioalbum One Second (1987) war mit seinen drei Single-Auskopplungen, darunter The Rhythm Divine mit Shirley Bassey, ähnlich erfolgreich.

Der Durchbruch in Deutschland gelang Yellow 1988 mit der Single The Race, die im deutschen Fernsehen als Titelmusik für die populäre Musikvideosendung Formel Eins verwendet wurde und bis auf den 4. Platz der Charts kletterte. 1997 bis 2003 veröffentlichte Yello drei weitere Studioalben jeweils ohne nennenswerten Erfolg in den Single-Charts. 2009 erschien das Album Touch Yello, auf welchem als Gastmusiker der deutsche Jazz-Trompeter Till Brönner, die Schweizer Sängerin Heidi Happy und die Blockflötistin und Professorin am Mozarteum Salzburg Dorothee Oberlinger zu hören sind. Mit dem ersten Platz und einer Goldenen Schallplatte konnte Yello mit diesem Album zumindest in der Schweiz an ihre alten Erfolge anknüpfen. In Deutschland reichte es für Platz 20. Auch das Ende 2010 veröffentlichte Album Yello by Yello – The Singles Collection 1980–2010 verkaufte sich gut.

Das aktuelle Album Point, das vierzehnte Studioalbum von Yello, deren beide Bandmitglieder zwischenzeitlich beinahe bzw. über 70 Lenze hinter sich haben, hat alle charakteristischen Merkmale der Dada-Band und erinnert an zahlreiche Motive früherer Alben. „Waba Duba“ erinnert mit seinem pulsierenden Rhythmus und dem Bass-Sax-Riff an den Yello-Hit „The Race“. „Way Down“ gibt sich als tiefer Synthesizer-Dub mit Reminiszenzen aus Blade Runner. „Out of Sight“ erinnert an den Yellow-Hit „Bostisch“ mit Gesangsbeiträgen, basierend auf Melodien, die fast so überstürzt auf den Hörer niederprasseln wie seinerzeit im Original.

Point setzt also die offenbar niemals endende Yellow-Story fort, ohne Neues zu bieten. Allerdings ist das neue Album den bisherigen Veröffentlichungen klanglich deutlich überlegen. Yellow-Fans kommen ebenso voll auf Ihre Kosten wie Einsteiger in die Dada-Welt von Yello.


Yello – Point

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