Out of Land (Live) Andreas Schaerer
Album Info
Album Veröffentlichung:
2017
HRA-Veröffentlichung:
26.05.2017
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 Air Song 04:35
- 2 B&h 09:55
- 3 Kabinett V 09:12
- 4 Rezeusler 10:19
- 5 Ukuhamba 13:38
Info zu Out of Land (Live)
Eine Supergroup des europäischen Jazz - so darf man das Quartett wohl nennen, in dem sich der Schweizer Sänger Andreas Schaerer, der deutsche Pianist Michael Wollny, der französische Akkordeonist Vincent Peirani und sein Landsmann am Sopransaxofon, Emile Parisien, zusammengefunden haben. Alleine zwölf ECHO Jazz Awards vereinigen sie auf sich und in ihren Heimatländern haben sie nahezu jede wichtige Auszeichnung erringen können. Mit dem Live-Album „Out of Land“ beweisen sie nun gemeinsam, dass sie an der Spitze der Jazzgeneration zwischen 30 und 40 Jahren stehen: weil sie die Möglichkeiten ihres Instruments neu definieren und die Grenzen des Jazz erweitern.
Peirani ist das Bindeglied dieses aus musikalisch Gleichberechtigten bestehenden Gipfeltreffens, hat er doch mit den drei anderen schon gespielt und sie nun hier zusammengeführt. Parisien ist ohnehin ein Seelenverwandter und nahezu unzertrennlicher Weggefährte Peiranis. Mit Wollny hat der Akkordeonist schon im Trio seines „Thrill Box“-ACT-Debüts gespielt und im Duo „Tandem“ geht er mit ihm „eine hinreißende Liaison von bezaubernder Musikalität“ (Der Tagesspiegel) ein. Schaerer schließlich hatte Peirani vor zwei Jahren kennengelernt, als er bei einem „Hildegard Lernt Fliegen“ Konzert in Paris als Special Guest auf die Bühne kam. Obwohl gewünscht, ergab sich aber seither aus Zeitnot keine weitere Zusammenarbeit. Bis Schaerer jetzt Einladungen mit einer Carte blanche nach Budapest und Bern erhielt, bei denen er endlich Peirani ins Spiel brachte. Der wiederum Parisien und Wollny dazu holte…
Wie aber das Kind nennen? Schaerer schickte Peirani eine Liste mit Titelvorschlägen für das Projekt, darunter auch das offene „Out of…“. „Vincent antwortete mit ,Out of Land’, und das war es dann“, erinnert sich Schaerer. Klang dies doch nach der idealen Umschreibung für das Verlassen des sicheren Terrains, für etwas, von dem man noch nicht genau weiß, wie es wird. Denn das war Teil des Konzepts: offen zu bleiben, für die Ideen der anderen und sich die Spannung des im Moment Musizierens zu erhalten. Ohne Vorbereitungen wurden drei Tage geprobt, um dann gemeinsam auf die Konzertbühne zu gehen. Was Schaerer so erklärt: „Es ist einfach ein Traum, eine fast spirituelle Form des Musizierens, wenn man musikalisch spontan auf seine inneren Visionen eingehen und sie transparent kommunizieren kann. Und diese Musiker können es!“
Was mit Andreas Schaerer beginnt, einem der größten Improvisatoren unter den aktiven Jazzsängern. Er ist ein genialer Stimmartist, der sein Organ in den verschiedensten Lagen und Stilen erklingen lassen kann. Und einer, der auch alle denkbaren Geräusche erzeugen und allerlei Instrumente bis hin zum Schlagzeug imitieren kann.
Die bisherige Krönung seiner Karriere war wohl das im Herbst 2015 beim Luzern Festival uraufgeführte und stürmisch bejubelte Werk „The Big Wig“ für ein 66-köpfiges Symphonieorchester, dessen Mitschnitt zugleich sein ACT-Debüt markiert. Obwohl einige Jahre jünger, kann der 36-jährige, aus Nizza stammende Akkordeonist Vincent Peirani gut mithalten. Auch er hat in den vergangenen drei Jahren zahlreiche Auszeichnungen vom „Prix Django Reinhardt“ über die „Victoires du Jazz“ bis zum ECHO Jazz erhalten und ist zum Aushängeschild des jungen französischen Jazz geworden. Was er Knopfakkordeon und Akkordina entlockt, hat man so noch nicht gehört. Wie Schaerer schöpft auch er in seinen Projekten aus den unterschiedlichsten Genres - von Jazz, Chanson und Weltmusik über Klassik bis hin zu Heavy Rock. Peiranis Bruder im Geiste ist Emile Parisien, nicht nur, weil auch er frei über disparates Material von Wagner bis zum Hip-Hop improvisieren kann. Wie Schaerer den Gesang und Peirani das Akkordeon, so hat auch er sein Instrument technisch wie kompositorisch in neue Sphären geführt. Was man auch für das Klavierspiel von Michael Wollny behaupten kann. Ob im Duo mit dem Saxofon-Veteranen und Albert-Mangelsdorff-Weggefährten Heinz Sauer oder im eigenen Trio, mit seinem immer fantasievollen, stets überraschenden Spiel ist das „Jahrhunderttalent“ (Süddeutsche Zeitung) in die sehr kleine Riege deutscher Jazzer mit internationaler Reputation vorgestoßen.
Ihre zum Teil erstmalige Begegnung auf „Out of Land“ (Wollny und Schaerer hatten vorher noch nie miteinander gespielt) präsentiert sich nun voll unbändiger Energie. „Wir haben uns an vieles, was wir in den Proben besprochen hatten, auf der Bühne nicht gehalten, bewusst!“, erklärt Schaerer, „weil die Musik im Moment einfach etwas anderes gewollt hat. Mit dieser Band geht das, da fängt man einfach das Fliegen an.“ Und schon beim Einstieg mit Peiranis „Air Song“ darf man mitfliegen, so stark ist die emotionale Kraft dieser melodiebetonten Miniatur. Überwaltigende Dynamik und Rhythmik prägt dann das ebenfalls von Peirani stammende „B&H“. Eine überbordende Lust am Klangexperiment ist Wollnys „Kabinett V“. Besonders eindrucksvoll ist die gemeinsame kreative Infusion bei Schaerers „Rezeusler“: Das ursprünglich auf der Grundlage einer Sextett-Uptempo-Nummer als Ballade für Orchester komponierte Stück wird hier zu einer völlig neu klingenden Quartett-Suite. Nacheinander umkreisen erst Peiranis Akkordeon, Schaerers Stimme und Wollnys Klavier impressionistisch und sphärisch das Thema, bevor alle vier ins herzergreifende Finale einstimmen. Mit dem fast 14 Minuten langen, alles quasi wie bei einer Jam Session bündelnden „Ukuhamba“ verabschieden sich diese vier Erzmusikanten. Von einem Gipfeltreffen, das ein schwer zu übertreffendes Plädoyer ist für die Faszination der Improvisation und für die Kraft des live gespielten Jazz.
Emile Parisien, soprano saxophone
Vincent Peirani, accordion
Andreas Schaerer, voice & mouth percussion
Michael Wollny, piano
Recorded live in concert at bee-flat Bern, April 10, 2016
Mixed and mastered by Martin Ruch at Control Room Berlin, November 2016
Produced by the artists
Andreas Schaerer
wird 1976 in Visp geboren. Seine Kinder- und Jugendjahre verbringt er in Walliser Tälern, auf Alpen beim Schafe hüten, an der Berner Aare in den Hügeln des Emmentals und schliesslich im altehrwürdigen Lehrerseminar Hofwil.
Bereits in frühen Kindesjahren experimentiert er oft
stundenlang mit seiner Stimme. Auf dem heimischen Kassettenrekorder entstehen erste Hörspiele und Kompositionen wie z.B „Duo für Nähmaschine und Mundharmonika“. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er in Teenagerjahren als Gitarrist, in der seinerzeit legendären Punkband „Hektor lebt“.
Nach zwei ausgedehnten Reisen in Süd- und Zentralamerika, beginnt er 2000 das Studium an der Hochschule der Künste in Bern, welches er 2006 abschliesst. Er studiert Gesang bei Sandy Patton und Denise Bregnard, sowie Komposition bei Klaus König, Christian Henking und Frank Sikora.
2007 gründet er gemeinsam mit Marc Stucki und Benedikt Reising die Berner Jazzwerkstatt. Dieses Kollektiv versteht sich als Kommunikationspunkt, der Musiker und Komponisten verschiedener stilistischer als auch geografischer Herkunft zusammenführt und einen künstlerischen Austausch fördert.
Als Sänger spielt er regelmässig mit seinen eigenen Projekten. Allen voran mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“, im Duo mit Bänz Oester oder Lucas Niggli. Im Trio mit den beiden Wiener Musikern Martin Eberle und Peter Rom, im Quartett „Out Of Land“ mit Emile Parisien, Vincent Peirani und Michael Wollny, in der Band „A Novel Of Anomaly“ mit Kalle Kalima, Luciano Biondini und Lucas Niggli, in Zusammenarbeit mit dem klassischen „ARTE“ Saxophonquartett, sowie mit „Das Beet“. Daneben ist er ein gefragter Studiomusiker und arbeitet in diversen Stilrichtungen von freier Musik über Hip-Hop bis hin zur Vertonung von Computergames.
Als Komponist schreibt er neben der Musik für seine eigenen Projekte auch regelmässig Auftragskompositionen für klassische Ensembles und zeitgenössische Formationen. 2015 wird Schaerers erstes sinfonisches Werk „The Big Wig“, von dem, von Pierre Boulez gegründeten Lucerne Festival Academy Orchestra am LUCERNE FESTIVAL uraufgeführt.
2008 gewinnt er mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ den 1.Preis des renommierten ZKB Jazzpreises.
2009 und 2010 arbeitet er zweimal auf Einladung von Bobby McFerrin, im Rahmen der improvisierten Oper „Bobble“ mit diesem zusammen, diese Kooperation prägt ihn nachhaltig und es ergibt sich, dass er im Rahmen des Cully Jazzfestivals 2012, sowie für ein abendfüllendes Konzert in der Philharmonie Essen 2014 wieder gemeinsam mit Bobby McFerrin auf der Bühne steht.
2011, 2012 und 2014 ist er mit seinem Sextett „Hildegard lernt fliegen“ im Programm der prioritären Jazzförderung der Pro Helvetia. 2013 wird sein Duo Album mit Bänz Oester „Rarest Reechoes“ vom New York City Jazzrecord Magazin zum besten Vocal Release 2013 gekürt.
2014 gewinnt er sowohl den ersten Preis des BMW World-Jazz Awards, als auch den BMW World-Jazz-Publikumspreis mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ und wird für den schweizerischen Musikpreis nominiert. Vom französischen Magazin Jazzman wird er zur Auslandentdeckung 2014 gewählt. 2014 wird das Album „the fundamental rhythm of unpolished brains“ mit seinem Sextett Hildegard Lernt Fliegen vom New York City Jazz Record Magazin zum besten Vocal Release 2014 gewählt.
Das Album „Arcanum“ erhält 2014 den Preis der Deutschen Schallplatten Kritik und wird vom französischen Magazin Jazzman zum Album des Jahres gewählt.
2015 wird er mit Hildegard Lernt Fliegen für den „ECHO JAZZ 2015 Kategorie bestes Ensemble International“ nominiert und gewinnt den ECHO JAZZ AWARD in der Kategorie Bester Sänger international 2015. 2016 wird Andreas Schaerer der Musikpreis des Kantons Bern verliehen.
Seine Konzerte und Tourneen führen in nach ganz Europa, China, Japan, Argentinien, Russland, Südkorea, Ägypten, Kanada und Südafrika.
Er arbeitet und performt unteranderem mit Bobby McFerrin, Soweto Kinch, Bänz Oester, Luciano Biondini, Lucas Niggli, Kalle Kalima, Emile Parisien, Vincent Peirani, Michael Wollny, Anton Goudsmit, Barry Guy, Mars Williams, Peter Rom, Martin Eberle, Lucerne Festival Academy, Christy Doran’s New Bag, The Ploctones, Kaspar Ewald’s Exorbitantes Kabinett, Colin Vallon, Elina Duni, u.v.a.
Booklet für Out of Land (Live)