Motherhood Klaus Doldinger's Passport
Album Info
Album Veröffentlichung:
2020
HRA-Veröffentlichung:
03.04.2020
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
Entschuldigen Sie bitte!
Sehr geehrter HIGHRESAUDIO Besucher,
leider kann das Album zurzeit aufgrund von Länder- und Lizenzbeschränkungen nicht gekauft werden oder uns liegt der offizielle Veröffentlichungstermin für Ihr Land noch nicht vor. Wir aktualisieren unsere Veröffentlichungstermine ein- bis zweimal die Woche. Bitte schauen Sie ab und zu mal wieder rein.
Wir empfehlen Ihnen das Album auf Ihre Merkliste zu setzen.
Wir bedanken uns für Ihr Verständnis und Ihre Geduld.
Ihr, HIGHRESAUDIO
- 1 Soul Tiger 01:47
- 2 Devil Don't Get Me (feat. Udo Lindenberg) 04:09
- 3 Song of Dying (feat. Max Mutzke) 07:00
- 4 Yesterday's Song 06:40
- 5 Women's Quarrel (feat. China Moses) 04:44
- 6 Turning Around 05:26
- 7 Circus Polka 05:19
- 8 Soul Town 05:02
- 9 When I Get You Alone (feat. Max Mutzke) 05:58
- 10 Locomotive 05:09
- 11 Wade in the Water (feat. Joo Kraus) 06:06
Info zu Motherhood
Re-Make oder Neudeutung? Weder noch! In Klaus Doldingers Augen ist sein neues Album Motherhood, das er mit Passport, Gesangsgästen und Solisten eingespielt hat, gleichsam Rückblick und Standortbestimmung. Motherhood gab es schon mal, Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre. Allerdings nicht als Albumtitel, sondern als Projektname mit dem vorangestellten Artikel The. Unter diesem Nimbus erschienen 1969 I Feel So Free und 1970 Doldinger's Motherhood, zwei Alben, in denen Klaus Doldinger vor einem halben Jahrhundert seine musikalische Sprache neu ausrichtete und erweiterte.
Zuvor, Anfang der 50er-Jahre, hatte er in Düsseldorf mit den Feetwarmers Dixieland-Jazz gespielt. Danach stellte der damals bereits äußerst Umtriebige zu Beginn der 60er-Jahre das Klaus Doldinger Quartett auf die Beine. Dessen erstes Album trug 1963 den Titel Doldinger - Jazz Made In Germany bot inhaltlich bereits einen Ausblick auf die folgenden musikalischen und geografischen Etappen Doldingers. Im Zickzackmuster bereiste er die Welt, spielte im New Yorker Birdland, in New Orleans und Marokko. Inspirationsexpeditionen waren das, von denen seine Modern Jazz- und Bebop-Auffassungen enorm profitieren sollten.
Zwischendurch komponierte er zunehmend auch fürs Fernsehen, versah Markenartikler-Werbung mit kleinen, einprägsamen Jingles und vertonte die allererste Sendung, die im Deutschen Fernsehen je in Farbe ausgestrahlt worden war. Der Rest ist hinlänglich bekannt: die Filmmusik zu »Das Boot«, »Die unendliche Geschichte«, die allgegenwärtige »Tatort«-Insignie - Klaus Doldinger hat die feinmotorischen Aufnahmefähigkeiten bundesdeutscher Gehörgänge wie kein zweiter deutscher Musiker über mindestens sechs Jahrzehnte hinweg mitjustiert.
Die Schnittstelle zwischen der Vorliebe des Jazz-Connaisseurs für freie Musik, Sould und seine unbestreitbare Melodien-Findungskraft, war vor 50 Jahren das Projekt The Motherhood. »Mir gelüstete es damals danach, auch mal wieder Musik zu spielen, die auf einem anderen, vielleicht sogar auf einem tanzbaren Niveau unterhalten sollte. Zwar wurde als Autor der meisten The Motherhood-Stücke seinerzeit Paul Nero, mein Unterhaltungsmusik-Alter Ego gewählt, aber reine Unterhaltungsmusik waren die beiden The Motherhood-Alben nicht. Es war eine spannende Zeit: die Rockmusik öffnete sich zu dem Zeitpunkt dem Jazz und den Formen, die man heute als ‚Weltmusik‘ bezeichnet, der Soul wurde zunehmend anspruchsvoller. Und ich war, vom Jazz kommend, mittendrin. Die Musik von The Motherhood spiegelte das ziemlich gut« erinnert sich Doldinger.
Dass er 1970 die gerade geborene Hybrid-Sprache Jazzrock mitprägte, sei ihm erst kürzlich, als er die beiden alten The Motherhood-Scheiben wieder zur Kenntnis nahm, bewusst geworden, führt er weiter aus. Die sind als Vinyl-Originale längst vergriffen, und auch nur Second Hand für teuer Geld zu finden. Der eigentliche Beweggrund für die Neuaufnahmen von 10 The Motherhood-Stücken und einer Nummer aus dem Kanon seiner späteren Band, ist allerdings dem Bewusstsein geschuldet, dass das Projekt The Motherhood die Blaupause für die Band Passport war.
Deutlich wird der Übergang zwischen Doldingers Jazzrock-Projekt und seiner bis heute währenden Band Passport in den aufeinanderfolgenden Stücken Soul Town und „Loco-Motive“ des neuen Albums Motherhood. Während die 1969 entstandene Seelenstadt in selbstverständlicher Unbekümmertheit mitsamt Hammond Orgel-Solo Richtung Funk groovt, greift das Neuarrangement des Ataraxia-Klassikers den unbeschwerten Sinn fürs Melodische auf, führt ihn aber in Latin-Jazz-Manier aus.
Ein wichtiges Merkmal der The Motherhood-Stücke war Doldingers Hinwendung zu Songformen. Die Neueinspielung von Turning Around wartet entsprechend mit einer handfesten Überraschung auf: Klaus Doldinger höchst selbst stand für das halb im Chanson stehende Lamento vor dem Gesangsmikrofron. Der Blaxploitation-Disput-Song Women's Quarell hieß im Original Men's Quarell und wurde von China Moses sublim umgeschrieben, um ihrer durchdringend-weiblichen Sängerinnenperspektive gerecht zu werden. Max Mutzke wuchtet seine Guturallaute derweil im Song Of Dying durch die Live-im-Studio-Neuaufnahme. Udo Lindenberg, der kurz nach dem Ende von The Motherhood erster Schlagzeuger von Passport wurde, gibt in Devil Don't Take Me nochmal den Soul-Rocker - allerdings gesanglicher als im Original.
Die Komposition Circus Polka schließt den 50 Jahre währenden Kreis zwischen The Motherhood und dem neuen Album Motherhood als Instrumentalnummer mit allem, wofür Klaus Doldingers Passport seit den frühen 70er-Jahren steht: klare Strukturen, jubelnde Melodien und Saxofon-Soli, großzügig geschaffene Plätze für Improvisationen, und Themen, die, ähnlich dem »Tatort«-Thema, ewig währen im Gedächtnis. Wade In The Water mit Joo Kraus an der Trompete, führt schließlich mit locker-groovigem Rhythmus und klangästhetischer Erinnerung an Zeiten, in denen sich deutsche Unterhaltungsshows noch Big Bands im TV-Studio leisten wollten, aus dem Motherhood-Album. Das unterstreicht einmal mehr den Ehrenplatz, den sich Klaus Doldinger längst erspielt hat.
Der in Berlin geborene und in Düsseldorf ausgebildete Komponist, Bandleader und Jazz-Connaisseur lebt seit Jahrzehnten in Icking nahe München. Seine besonderen Verdienste für den Fortbestand und den Fortschritt der modernen Musik aus Deutschland sind längst mehrfach gewürdigt wurden - vom Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, über die Goldene Kamera, zahllose Gold-Awards bis hin zum Adolf-Grimme-Preis. Schöne Anerkennungen seien das, sagt Klaus Doldinger, aber sie seien für ihn keinesfalls so wesentlich wie die Musik. Um mit bald 84 Jahren wieder aufzubrechen, um neue Anknüpfungspunkte für seine einzigartige Komponistenhandschrift zu finden, sei die energetische Standortbestimmung Motherhood sinnvoll gewesen, erklärt er. Als Zuhörer muss man sich die Sinnfrage hingegen gar nicht stellen. Zuhören, genießen und erkennen zu können, warum Doldinger heute so klingt wie er klingt, ist beinahe ein Segen.
Klaus Doldinger, Tenor-/Sopransaxophon
Biboul Darouiche, Percussion
Ernst Ströer, Percussion
Christian Lettner, Schlagzeug
Michael Hornek, Keyboards
Patrick Scales, Kontrabass
Martin Scales, Gitarre
Klaus Doldinger
Man kennt ihn und vor allem seine Musik – auch wenn man sich dessen manchmal gar nicht bewusst ist.
Ob es die berühmte Tatort-Melodie ist, die Soundtracks zu den Blockbuster-Kinofilmen Das Boot oder Die unendliche Geschichte, oder einige seiner mittlerweile 35 (!) Passport-Alben – Klaus Doldingers Werk durchzieht die deutsche Kulturlandschaft wie ein steter basso continuo, wenn diese Analogie hier erlaubt sei. Und es ist nicht nur Deutschland, dem dieser Mann, der auf 63 Jahre Bühnenkarriere zurückblicken kann, immer wieder neue Impulse schenkt. Klaus Doldinger ist der erste deutsche Jazzmusiker, der im wahrsten Sinne spielerisch zu internationaler Anerkennung fand: Schon 1960 tourte er durch die USA und wurde zum Ehrenbürger der Stadt New Orleans, der Mutter des Jazz, ernannt. Bevor er 1972 seine überaus erfolgreiche Jazz-Formation Passport gründete, hatte Doldinger bereits in allen Teilen der Welt und an allen wichtigen Ort des Jazz gespielt. Und seine Kreativität hat bis heute ebenso wenig nachgelassen wie seine Bedeutung für die Musik – weit über den Jazz hinaus.
Klaus Doldinger wurde am 12. Mai 1936 in Berlin geboren und landete nach einer Kindheit in Wien im Jahr 1947 in Düsseldorf, wo er bereits 11-jährig als Sonder-Stipendiat am damaligen Robert-Schumann-Konservatorium, der heutigen Staatlichen Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, u.a. die Fächer Klavier, Klarinette, Harmonielehre und Musiktheorie studierte. Ein paar Jahre später (1958) ließ er noch ein Tonmeisterstudium und das Studium der Musikwissenschaft folgen. Doch schon 1952 verschlug es ihn zum Jazz, genauer gesagt zum Dixieland mit den Feetwarmers. Nur drei Jahre später, im Jahr 1955, gründete er mit Oskar’s Trio nicht nur seine erste eigene Band, sondern wurde auch beim Jazzfestival Brüssel mit dem ersten Preis, dem Coupe Sidney Bechet, ausgezeichnet.
Inzwischen kann Klaus Doldinger auf mehr als 5000 Live-Auftritte, Tourneen durch 50 Länder und über 2000 veröffentlichte Kompositionen zurückblicken. Er wurde dafür mit drei Echos, zahllosen Jazz-Auszeichnungen und nicht zuletzt dem Bundesverdienstkreuz für “wichtige und unüberhörbare Impulse, die er dem deutschen Kulturleben gegeben hat”, belohnt.
Auch im Jahre 2016 wird Doldinger der Musik und des Erkundens neuer Ufer nicht überdrüssig. Und während er derzeit sein fulminantes Symphonic Project mit einem großen Orchester auf die Bühne bringt, darf der Jazz-Freund sich über das neue Passport-Album “Doldinger feat. Helge Schneider, Udo Lindenberg, Sasha, Max Mutzke, Nils Landgren, Dominic Miller” freuen.
Booklet für Motherhood