Narcis Jonas Timm

Album Info

Album Veröffentlichung:
2024

HRA-Veröffentlichung:
22.03.2024

Label: Double Moon Records

Genre: Jazz

Subgenre: Contemporary Jazz

Interpret: Jonas Timm

Das Album enthält Albumcover

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Formate & Preise

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FLAC 96 $ 14,50
  • 1 Black Narcissus 04:36
  • 2 Lichte Momente 04:48
  • 3 La Reina Sin Fronteras 07:06
  • 4 Evasiónoa 04:31
  • 5 Narcisisimo 05:48
  • 6 Hombre De Las Nubes 08:41
  • 7 Polynoa I 02:24
  • 8 Trabajamo 07:42
  • 9 Polynoa II 01:48
  • 10 Sm 06:30
  • 11 Entzwei 04:51
  • 12 Le Jardin Secret 05:50
  • 13 Marido Loco 04:49
  • 14 So Wie Ich Bin 03:17
  • Total Runtime 01:12:41

Info zu Narcis

Man stelle sich eine Ausstellung mit großformatigen Fotos vor, die ein und derselbe Fotograf aus aller Welt zusammengetragen hat. Manche sind scharf umrissen, andere unscharf, einige sind grobkörnig, andere fein umrissen, Prallbuntes hängt verhalten Farbigem und dezent Schwarzweißem gegenüber, Landschaften wechseln sich mit Porträts ab. Gemeinsam ist ihnen die Ehrlichkeit des Blickwinkels und die Emotionalität des Ausdrucks. Genau so wie diese imaginäre Fotoausstellung funktioniert Jonas Timms neues Album „Narcis“.

Der Leipziger Pianist und Komponist Jonas Timm und seine siebenköpfige Band packen den Hörer nicht nur bei all seinen Sinnen, sondern holen ihn auch in der Vielfalt seiner Emotionen ab. Was vielleicht wie ein akustischer Film Noir beginnt, gewinnt im Verlauf des Albums an Heiterkeit, um immer weitere Gefühlszustände zu durchlaufen, ohne dabei jemals vorhersehbar zu werden. Vieles erinnert an lateinamerikanische Tänze, französische Chansons, Soundtracks alter Filme und manchmal auch an Jazz. Doch wo immer Timm mit seiner Band hingeht, seine Handschrift als Komponist und Bandleader bleibt immer erhalten. Wie ein Regisseur setzt er seine Charaktere in Szene, um von jedem ein Maximum an Expressivität und gruppendynamischer Individualität zurück zu bekommen. Doch ebenso souverän wie mit den Stimmen seiner Compagnons spielt er mit den Erwartungen und der Erinnerung seiner Hörerschaft.

Jonas Timm vermeidet es ganz bewusst, sich auf ein bestimmtes Idiom oder eine durchgehende Stimmung festzulegen. Es entspricht seiner persönlichen Veranlagung, dass Stimmungen und Emotionen sehr sprunghaft nach links und rechts, oben und unten ausschlagen können. Da ihm nichts in seiner Musik wichtiger ist als Aufrichtigkeit, sieht er keinen Grund, dieser Vielfalt seiner Gefühle Tür und Tor zu verschließen. „Wenn mir eine derartige Palette an Farbtönen zur Verfügung steht, warum sollte ich sie nicht ausnutzen“, bekennt er freimütig. „Zumal wir zu siebt sind. Daraus ergibt sich so viel Potential für winzige Nuancen, aber auch größere Sprünge. Wenn ich schon so eine große Band habe, dann will ich auch alles aus ihr rausholen, was in ihr drinsteckt.“

Mit Posaunist Johannes Lauer, Gitarrist Bertram Burkert, Akkordeonist Tino Derado, Bassist Lorenz Heigenhuber, Schlagzeuger Diego Pinera und Perkussionist Robby Geerken schart Timm ein Kollektiv handverlesener Individualisten um sich. Ein Jeder von ihnen bringt bereits einen riesigen Tornister an persönlichen Erfahrungen aus verschiedensten musikalischen Kontexten mit. Und trotzdem stellen sie sich ausnahmslos voll in den Dienst von Timms Kompositionen. Das heißt nicht, dass sie stur abspielen, was Timm ihnen vorgibt, sondern sie alle bereichern den Gesamtkontext als aktive Gestalter durch ihr unverwechselbares persönliches Vokabular. Johannes Lauer bleibt Johannes Lauer, Bertram Burkert bleibt Bertram Burkert, und das trifft auch auf alle anderen Beteiligten zu.

Mit dieser Besetzung gelingt es Jonas Timm, auch noch ein weiteres Grundbedürfnis zum Ausdruck zu bringen. Hört man seine Musik, ist es keine Überraschung, dass er sich selbst als harmoniebedürftig bezeichnet. So bringt er es fertig, mit seinen Musikern nicht nur ein perfektes Ganzes für das komplette Album zu schmieden, sondern mit jedem Song ein neues und völlig anderes perfektes Ganzes im Sinne der oben erwähnten imaginären Fotoausstellung zu formulieren. Die Bilder entfalten ihre Wirkung unabhängig voneinander und bilden doch ein einheitliches Beziehungsgeflecht. Jeder Song ist ein Kleinod, das nur ganz genau so funktioniert, wie es auf „Narcis“ zu Gehör gebracht wird. Gerade aufgrund ihrer unterschiedlichen Backgrounds, die von freier Improvisation und Chamber Jazz über diverse musikalische Ethnien bis hin zu Orchester-Formationen reichen, können die sieben Musiker in jedem Stück den Fokus verändern und je nach Bedarf eine andere Richtung ansteuern. Das kompositorische Gerüst findet seine Vollendung erst durch den spontanen Input der ganzen Band.

Die Musik auf „Narcis“ ist von berührender Lebendigkeit, nicht weil die Musik nie zur Ruhe kommen würde, sondern weil sie voll aus dem Leben mit all seinen Facetten schöpft. Das Individuelle und das Kollektive, das voll Ausformulierte und das zaghaft Angedeutete, demütige Zurückhaltung und grenzenloser Überschwang – all diese Kontrastpaare, die Jonas Timm in seiner Musik hörbar macht, zeugen von einer sensiblen Beobachtungsgabe und schonungslosen Selbstreflexion. Indem er offen erzählt, was ihn bewegt, geht der Leipziger Tastenpoet voll ins Risiko und legt große Berührungsflächen frei.

Wenn ein Künstler mit beiden Händen auf das Leben zugreift, ohne etwas auszulassen, dann ist der höchste vorstellbare Grad an künstlerischer Freiheit erreicht. Jonas Timm, das zeigt sein neues Album eindrucksvoll, ist ein solcher Jazz-Lebenskünstler und Lebensjazz-Künstler.

Bertram Burkert, Gitarre
Johannes Lauer, Posaune
Tino Derado, Akkordeon
Jonas Timm, Klavier
Lorenz Heigenhuber, Bass
Robby Geerken, Percussion
Diego Piñera, Schlagzeug




Jonas Timm
Der Pianist und Komponist Jonas Timm ist eine der prägenden Figuren derjungen Jazz- und Improvisationsszene Leipzigs. Neben einem in seinen musikalischen Wurzeln begründeten Faible für Chormusik, liegt seine Passion im Reisen und dem Erleben von Improvisation in der Vielfalt der Kulturen dieser Welt.

Sein Schaffen als Leader (Jonas Timm Trio/Mondmenschen), Co-Leader (Insul/Mayoretta) und Sideman ist mehrfach auf Tonträgern dokumentiert. Mit seinem Ensemble „MORBU“(mit Diego Pinera/Bertram Burkert/Tino Derado/Lorenz Heigenhuber) wird er im April 2022 das Debüt-Album, inspiriert aus diversen Reiseerfahrungen, veröffentlichen.

Wenn er nicht reist, lebt er in Leipzig und Berlin. Neben Kollaborationen in der jungen Szene Leipzigs (Max Stadtfeld/Philipp Scholz/Robert Lucacio), arbeitet Jonas Timm regelmäßig mit dem Rundfunkchor Berlin und dem Leipziger Gewandhauschor zusammen. Mit seinem Vater betreibt er das Familienlabel Mondrago Music. Außerdem veranstaltet er als Teil eines Kollektivs jährlich das MJUZIK-Festival, welches 2019 durch ihn initiiert wurde.



Dieses Album enthält kein Booklet

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