Biographie Rolf Kühn Unit


Rolf Kühn
In nur drei Tagen nahmen Rolf Kühn und seine jungen Band-Kollegen neun Titel auf, die wegweisend für den heutigen Jazz sind. Ein weiterer Solotitel wurde kurz nach den Bandaufnahmen eingespielt. Kompositionen, die bei aller Komplexität klar und verständlich sind. Gespielt von einer Band, die jeden Titel mit höchster Energie und Spannung aufladen. Eingebettet in eine transparente und moderne Soundästhetik.

Rolf Kühn stellt höchste Ansprüche an sich und seine Musiker. Täglich übt er mehrere Stunden Klarinette, um noch besser zu spielen. Immer wieder probiert er neue Instrumente und Mundstücke, um vielleicht noch besser zu klingen. Im Zusammenspiel mit seinen Musikern experimentiert er mit neuen Sounds, Rhythmen und Harmonien. Seit acht Jahren spielt seine Rolf Kühn Unit zusammen. Ein Zusammentreffen von unterschiedlichen Generationen: Kühn wuchs in der Swing-Ära auf, spielte Free Jazz und arrangierte und komponierte für Spiel- und Fernsehfilme. Seine Musiker wurden mit Rock, Pop und elektronischer Musik sozialisiert.

Sechs der zehn Titel schrieb Kühn selbst. Erstmalig spielte er auch eine Solonummer ein: "Goodbye", eine musikalische Verbeugung an seinen Freund und Mentor, dem Klarinettisten Buddy DeFranco. Er verstarb in der Zeit als das Album entstand. Buddy DeFranco ist nur einer von vielen Namen, mit denen Rolf Kühn in den letzten 70 Jahren spielte. Weitere waren Friedrich Gulda, Benny Goodman, Tommy Dorsey, Chick Corea, Albert Mangelsdorff und natürlich sein Bruder Joachim Kühn.

Sein erstes Instrument war übrigens ein Akkordeon, das er 1936 bekam. Erst 1941 begann er mit Klarinettenunterricht. Das dritte Reich überlebte er mit viel Glück. Seine Mutter kam aus einer jüdischen Familie. Gleich nach dem Krieg begann er in Leipziger Jazzclubs zu spielen. Danach waren seine Stationen Berlin, New York, das Newport Jazz Festival, Hamburg und wieder Berlin. Und natürlich Villingen-Schwenningen. Für das dort ansässige Jazzlabel MPS (Musikproduktion Schwarzwald) nahm er sechs Alben auf. "Stereo" erscheint nun auf dem wiederbelebten MPS-Label. Und es steht für einen Neuanfang. Konsequent entwickelt Rolf Kühn sich weiter. Manchmal braucht man für die Erneuerung des Jazz einen Mann, der gerade 85 Jahre alt geworden ist.

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