Supertramp


Biographie Supertramp

Supertramp
Supertramp
Dass Supertramp zu Superstars ihrer Zeit wurden, ist ein mittelschweres Wunder. Bands wie King Crimson oder Jethro Tull hatten die bluesdurchtränkte Rockmusik zu Art-Rock sublimiert und eine Hörerschaft erzogen, die sich beim Tanzen in Woodstock verausgabt hatte und nun aufmerksam (und ganz in Ruhe) elaborierte Soli und virtuose Arrangements verfolgen wollte. Supertramp taten, was sie konnten. „Das war durchaus haarig“, erinnert sich Keyboarder Rick Davies in den Liner Notes. „Ich hatte gerade erst angefangen, Hammond zu spielen, und war mit dem Instrument noch nicht recht vertraut.“ Sein Spiel auf dem ersten, selbstproduzierten Album „Supertramp“ sei, wie er meint, optimierungsfähig gewesen.

Tatsächlich bietet das Frühwerk einige ungeahnte Einblicke. Die Verheiratung von Art-Rock mit Pop erforderte einige Flirts mit der Rhythm&Blues-Tradition und ein vorsichtiges Herantasten an komplexere Song- und Arrangementstrukturen. „Surely“, dem ersten Album entnommen und auf „Retrospectacle – The Supertramp Anthology“ in einer alternativen Version zu hören, steht noch deutlich in der Mersey-Beat-Tradition. Für „Land Ho“, einer der seltenen Songs von Supertramp, gilt dasselbe – allerdings bekommt man es hier mit einem flotten Shuffle zu tun, ein rhythmisches System, das erst unmittelbar zuvor von Led Zeppelin einer ersten Erprobung unterzogen worden war.

Die musikalische Entwicklung von Supertramp nachzuverfolgen, ist ein denkbar dankbares Unterfangen. Gegründet 1969 mithilfe einer Kleinanzeige im „Melody Maker“ („Musiker gesucht“), befanden sich Supertramp umgehend in einer privilegierten Situation. Rick Davies hatte die Bekanntschaft von Stanley August Miesegaes gemacht, einem holländischen Millionär. Sam, wie man ihn nach seinen Initialien nannte, wurde für eine Weile Manager und Gönner der Band, die er komplett finanzierte. So hatte Davies Gelegenheit, Line-ups auszuprobieren und die musikalische Richtung mal behutsam, mal drastisch zu wechseln.

1974 befanden sich Supertramp auf Kurs und nahmen mit der LP „Crime of the Century“ Fahrt auf. Das Line-up bestand nun aus der Doppelspitze Rick Davis (keys) und Roger Hodgon (git), die wechselweise sangen, John Helliwell (sax), Dougie Thomson (b) und Bob Siebenberg (dr). Das Songwriting wurde selbstbewusster, die Stilistik erschien klar konturiert. Supertramp gingen als Headliner auf Tournee, Mund-zu-Mund-Propaganda hatte die Band als heißen Act empfohlen. Supertramp sollten nicht enttäuschen.

Mit „Crisis? What Crisis?“gelang Supertramp 1975 der Sprung nach Amerika. Vom holländischen Millionär hatte man sich da längst getrennt: Miesegaes hatte zwar Geld, verstand aber nichts vom Musikbusiness. Supertramp schon: Für ihre Shows betätigten sie sich als Street-Promoter und verteilten auf offener Straße Konzerttickets an Passanten. Supertramp nahmen das Geschäft in die eigenen Hände – und sicherten sich so ein Höchstmaß an künstlerischer Freiheit.

Wohin die führt, ist auf Stücken wie „Dreamer“, „Crime of the Century“ und „Sister Moonshine“ nachzuhören. Nach „Even in the quietest Moments“ erschien dann 1979 das fulminante Werk „Breakfast in America“. Das brachte den endgültigen Durchbruch und eine ganze Menge Klassiker: „Goodbye Stranger“, „Take the Long Way Home“ und natürlich den „Logical Song“. Letzterer spiegelte den Zeitgeist der Post-Hippie-Epoche und die Herausbildung des Alternativen-Milieus. Die Lyrics finden sich daher in Englischlehrbüchern für die Oberstufe.

Die Entwicklung danach ist besonders spannend. Erst 1985 erschien mit „Brother where you bound“ die nächste Platte: Textlich deutlich politischer, näherten sich Supertramp wieder den Blues-Roots. Supertramp hatten sich vom selbstgeschaffenen Innovationsdruck befreit. Eine Lässigkeit hielt Einzug, die bis heute andauert. Und zu Abgeklärtheit und Bescheidenheit führt: „Wir lernen noch“, sagt Davies. „Wir sind immer noch dabei herauszufinden, wie die Dinge funktionieren.“ Dabei muss man eigentlich nur das von Davies persönlich zusammengestellte „Retrospectacle“ anhören. Dann weiß man, was geht.

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO