Horst-Michael Schaffer & Jazz Bigband Graz


Biographie Horst-Michael Schaffer & Jazz Bigband Graz


Horst-Michael Schaffer & Jazz Bigband Graz
Eine Bereicherung des orchestralen Jazz mit einem extrem pop-affinen und groove-lastigen Album. Gelungene Texte und starke Melodien, angereichert mit Spoken Word und Rap, beschreiben gesellschaftliche Zustände und Befindlichkeiten.

Mit „The Space Between Us“ legt die nun schon vor 25 Jahren im österreichischen Graz gegründete JBBG – Jazz Bigband Graz ihre nunmehr elfte CD – Produktion vor. Jetzt unter der alleinigen Leitung des österreichischen Trompeters / Sängers und Komponisten Horst-Michael Schaffer bereichert die JBBG – Jazz Bigband Graz den orchestralen Jazz erneut auf einzigartige Art mit einem extrem pop-affinen und groove-lastigen Album mit starken Melodien und großartigen Solisten. Mit dabei ist u.a. die beinahe komplette A-Liga der jungen österreichischen Jazz- und Popszene.

John Heitzmann (JH) und Horst-Michael Schaffer (HMS) im Gespräch:

JH: „Erzähl‘ ein wenig über die Entstehungsgeschichte dieses Albums!“

Horst-Michael Schaffer (HMS): 2019 sind ein paar Dinge passiert, nach denen ich mir überlegte, wie es überhaupt weitergehen soll – und dass es gar nicht so leicht ist, etwas Neues zu tun ohne sich zu wiederholen. Dabei machte ich mir viele Gedanken über die unterschiedlichen Ansätze und mögliche Stilrichtungen. Darüber hinaus begann ich ein für mich neues Phänomen wahrzunehmen: nämlich, dass es im familiären und insbesondere im gesellschaftlichen Bereich nicht nur ein Miteinander gibt, sondern dass wir uns auch immer mehr und immer wieder voneinander entfernen. Während Corona war das natürlich in allen Bereichen ein starker Einschnitt.

Mir wurde mir plötzlich schlagartig klar, dass der Platz zwischen den Menschen, zwischen Dir und mir, aber auch zwischen Dir und dem Nächsten ein kostbarer ist, den man hegen und pflegen sollte. Das ist manchmal leicht und manchmal mühsam; auf den verschiedensten Ebenen. Leute reden nicht mehr miteinander, es wird nur noch im Cyberspace gepostet usw. Wo führt das hin? –

Und in diesem Zusammenhang sind dann auch die ersten Stücke wie etwa ‚Becoming‘ oder ‚Praslin‘ entstanden. In Praslin etwa, einer wundervollen Insel auf den Seychellen, ist mir aufgefallen, dass nichts auf die Insel kommt, welches die Gesellschaft zerstören könnte. Die Leute sind scheinbar glücklich, viel auf der Straße, ohne Kriminalität und allgemein super gut drauf. Die Abschottung kann stattfinden, aber nicht auf die Art, wie wir sie im Augenblick betreiben. Wer weiß, wie es auf dieser Insel zugehen würde, wenn dort plötzlich viele Migranten landen würden?

Diese Fragen der zwischenmenschlichen Beziehungen auf allen Ebenen haben mich während des Kompositionsprozesses sehr beschäftigt. Ich nehme eine starke gesellschaftliche Lagerbildung wahr, sicher auch befeuert durch das Internet! Ich habe mich diesem Thema dann kompositorisch angenommen und mich auf die Suche nach den unterschiedlich wahrgenommen Räumen von Nähe und Distanz begeben.“

JH: „Die Besetzung hat sich – zum Teil entscheidend – geändert. Heinrich von Kalnein z.B. ist ja in der großen Band nicht mehr dabei. Wer sind diese Neuen und warum hast Du Dich für diese Kollegen entschieden?“

HMS: „Die Rhythmusgruppe ist ja jetzt schon länger dabei – beide Toms sind ja schon seit Jahren wunderbar zusammengespielt und sind ja auch in unserem gemeinsamen Projekt ‚JBBG Smål – Gran Riserva‘ dabei. Die beiden und ich kommen alle drei aus dem steirischen Murtal und wir haben eine bestimmte gemeinsame und sehr vertraute Art des Miteinander Kommunizierens. Lange habe ich mir mit Heinrich, der ja nach wie vor im Vorstand der Band ist, Gedanken gemacht über die Besetzung der Keyboards. Der Verlust von Uli Rennert war für mich, für uns und die gesamte Band ein starker Verlust. Musikalisch zieht’s mich immer wieder zum FENDER Rhodes hin und der junge österreichische Pianist und Keyboarder Philipp Nykrin hat da einen eigenen Weg gefunden, damit auch den Popaspekt in meiner Musik abzubilden. Dabei läßt er genug Platz auch für die elektronischen und poppigen Sounds von Philipp Sageder und Gitarrist Phil Maier, der im Übrigen auch ein „Steirerbua“ ist.

Philipp Sageder ist ein „Sunshine kid“. Um ihn herum passieren immer coole Sachen. Wir sind gut befreundet und er hat in der Bigband natürlich nur begrenzten Platz. Er singt super, kann super beatboxen, kann sich selber super produzieren und gut Dinge anbieten, die dann perfekt in einen größeren Zusammenhang passen.

Leider hat Corona die Teilnahme einiger unserer internationalen Kollegen verhindert. Mit den Trompetern Dominic Pessl und Gerhard Ornig, dem Posaunisten Daniel Holzleitner sowie den Holzbläsern Fabian Rucker, Christoph Pepe Auer und Patrick Dunst sind nun die führenden Bläser der jungen österreichischen Szene mit an Bord. Dabei war es gar nicht leicht den Heinrich zu ersetzen, aber ich denke, so funktioniert es ziemlich gut jetzt.“

JH: „Dieses Album hat viele Eigenschaften, die wir eher popmusikalischen Produktionen zuordnen würden. Wo, inwieweit und an welchen Schnittstellen siehst Du das Wort „Jazz“ (aus Jazz Bigband Graz) abgebildet?“

HMS: „Bei der Entstehungsgeschichte habe ich mich am Ende auf die größte meiner Vorlieben konzentriert, nämlich die Popmusik. Aber wenn’s dann solistisch losgeht, sollen die Improvisatoren auch ihren Platz haben. Und auch die Rhythmusgruppe hat die Möglichkeit und beinahe auch Verpflichtung sowohl beim Gedanken des jeweiligen Stückes zu bleiben als auch im jazz-musikalischen Sinne Gas zu geben. Das kennen wir ja so auch schon von unseren vergangenen Produktionen und ich finde, daß es auch bei dieser Produktion ein paar großartige solistische Momente gibt!“

JH: „Wo und inwieweit siehst Du das Wort „Graz“ abgebildet?“

HMS: „Nun, zum einen haben wir hier ein wirklich sehr fruchtbares Biotop für Jazz – und insbesondere auch für orchestralen Jazz. Zum anderen haben wir diese Produktion erstmals in Graz komplett fertiggestellt. Also Graz ist – vielleicht gerade weil wir international verortet und präsent sind – auf jeden Fall unsere „Home Base“ und wir fühlen uns hier auch gut aufgehoben und wahrgenommen. Vielleicht weil wir uns, ganz im Sinne des Titels, hier auch eher nah und verbunden fühlen? (schmunzelt) Ich freue mich jedenfalls auf viele nationale und internationale Konzerte mit unserem neuen Programm!“



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