Langsam erhebt sie sich, tragend, mit dunklen Klängen, die eine lyrische Oboe zähmt. Der Nachmittag eines Faun? Ab und an scheint La Tragédie de Salomé an Debussy’s Komposition zu erinnern, aber trotz gleicher Nationalität ist Florent Schmitt schon er selbst. Das belegt auch die jüngste Einspielung seines Momedrames durch die Frankfurter Radio Symphony unter der Leitung von Alain Altinoglu.
Komponiert hat Schmitt die gut einstündige musikalische Umsetzung der biblischen Erzählung als Ballett, das bei seiner Premiere jedoch durchfiel. Er legte dabei den Fokus nicht auf die religiöse Komponente, sondern auf die Naturgewalten. Die Tragödie der Salomé spielt im heutigen Anatolien. Dargestellt wird der Tanz der Salomé vor Herod, den sie mit ihrer Darstellung der verschiedenen Themen – Tanz des Faun, Tanz des Bogenschützen, Schlangentanz und andere mehr – in ihren Bann zu ziehen versucht.
Anders als die häufig zu findenden lyrischen Filigranklänge französischer Kompositionen schöpft Schmitt aus dem Vollen musikalischer Darstellung. Deine Klänge bewegen sich gekonnt zwischen feinfühligen Passagen und wuchtig auftretendem Orchesterkörper, liefern Kontemplation und Dramatik.
Die Frankfurter Radio Symphony unter der Leitung von Alain Altinoglu setzen die Partitur gekonnt und überzeugend um. Altinoglu hat für die Einspielung der Originalfassung dieses Meilensteins der französischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts gewählt, und nicht die Suite, die Igor Stravinski als Bewunderer Schmitts aus dessen Komposition entwickelte. Wobei die Ironie der Tragédie de Salomé ist, dass Schmitts Werk beim Publikum durchfiel. Vermutet wird, dass es die Nachwehe einer anderen Ballettpremiere war, die zwei Wochen vorher das Publikum schockierte: Le Sacré du Printemps. Das Frühlingsopfer. Komponist: Igor Stravinski.
Dessen ungeachtet ist die Einspielung aus Frankfurt eine musikalisch wie klanglich hervorragend gelungen und ohne Frage ein Anspieltipp. (Thomas Semmler, HighResMac)
Frankfurt Radio Symphony
Alain Altinoglu, Dirigent