Die klassische Gitarre hat eine neue Facette des Ausdrucks bekommen: Inmitten heißt das Album, das ihren sechs Saiten eine neuen Auftritt beschert, der kombiniert mit luftigen und atmosphärischen Beiklängen eine neue Klangwelt eröffnet. Was ist passiert?
Der Freiburger Gitarrist Ferdinand Kavall hat für sein Solo-Debut neun eigene Kompositionen eingespielt, und das auf sehr eigene Weise. Der auffälligste Aspekt dabei: Für seine Aufnahme hat Kavall alle sechs Saiten dieser elektrischen Gitarre einzeln tontechnisch abgenommen. So wird es möglich, jede Saite als eigene musikalische Stimme zu spielen und ihr einer Richtung im Raum zuzuordnen.
Es ist eine neue Form der Komposition. Räumlich choreografierte Tonfolgen, zirkulierende Patterns und pulsierende Texturen bewegen sich durch den Raum und verschmelzen mit ihm.“, sagt Kavall.
Kavall bezeichnet seinen Ansatz als „immersiven Minimalismus“. Inwieweit der Hörer allerdings tatsächlich mit der Musik interagieren kann – was das „immersiv“ ja besagt – lassen wir mal dahingestellt.
Tatsache aber ist, dass die Gitarre sich saitenweise über den ganzen Hörraum erstreckt, was mit Kopfhörern allerdings intensiver zu erleben ist als über Lautsprecher. Diese hingegen füllen den Raum besser mit den Klanggebäuden, die Kavall erschaffen hat, was ebenfalls sehr reizoll ist.
Anspieltipps wären Bridged Circle, Flagolets und Gyra. Unter anderem.
Für all jene, die Gitarren mögen, all jene, die Klassik mögen, all jene, die Grenzüberschreitungen mögen und alle, die für neue Hörerlebnisse aufgeschlossen sind, ist Inmitten definitiv ein Tipp. Für alle anderen ein Rat. (Thomas Semmler, HighResMac)
Ferdinand Kavall, Gitarre