So vieles gibt es nicht von ihm als Aufnahme. Insofern ist allein das Erscheinen des Albums Henze: Henze: Konzertmusik, 3 Mozartsche Orgelsonaten, Il vitalino raddoppiato auf Berlin Classics ein erfreuliches Ereignis. Die Einspielung von Ziyu He mit dem Mozarteumorchester Salzburg und der Leitung des in Deutschland lebenden vietnamesischen Dirigenten Lin Liao tut ihr übriges, um das Positive weiter zu befeuern.
Drei Kompositionen sind auf dem Album vereint, und es trägt sie bereits im Titel: Das Jugendwerk Konzertrmusik, das fast halbstündige Il Vitalino raddoppiato und die Drei Mozartschen Orgelsonaten nach Motiven des gebürtigen Salzburgers Wolfgang Amadeus Mozart. Das ist wohl auch eine der Brücken, die das MO Salzburg zu diesem Album geführt haben.
Der 1926 in Gütersloh geborene Henze gilt als einer der wichtigsten Komponisten seiner Generation. Bekannt ist er der breiteren Masse allerdings eher wegen seiner Freundschaft zur Literatin Ingeborg Bachmann und zu Hans Magnus Enzensberger. Das ist schade, denn Henzes Musik oszilliert in einem Spannungsbogen des Neoklassizismus und sichert damit viel Abwechslung und Geschmack in einem fremd-vertrauten Kleid.
Gemeint sind damit beispielsweise Anklänge an Hindemith und Shostakovic, bei manchen Violinenträllern auch Vivaldi und bei mancher Dissonanz Stravinsky. Zu finden beispielsweise in der Konzertmusik, die er 17-jährig schrieb, das seine Uraufführung allerdings erst 2022 erfuhr, da bei der ersten geplanten Präsentation Henze zum Kriegsdienst eingezogen wurde und bei der zweiten posthum die Corona-Krise die Darbietung vereitelte.
Die Drei Mozart’schen Orgelsonaten sind auf diesem Album erstmalig eingespielt (und in Konzerten praktisch gar nicht zu hören). Ein Grund hierfür dürfte sein, dass die Viola d’amore, die hier eine besondere Rolle spielt, im Verlauf der Darbietung wegen Tonartwechseln mehrfach umgestimmt werden muss. Das mutet skurril an, die Stücke klingen aber schön.
Überhaupt ist die Einspielung der Werke Henzes frisch und leichtfüßig. Die Musik perlt aus den Lautsprechern und spiegelt viel Spielfreude wieder. Aufgeräumt und ausgewogen sind die Instrumente gut zu lokalisieren und liefern in 96 kHz viel Detail, das auch das Können des Violinisten Ziyu He zu unterstreichen hilft.
Ein gelungenes Album. (Thomas Semmler, HighResMac)
Ziyu He, Violine
Mozarteumorchester Salzburg
Lin Liao, Dirigent