Hutcherson, Sanborn, DeFrancesco, Hart - Enjoy The View

Review Hutcherson, Sanborn, DeFrancesco, Hart - Enjoy The View

Noch besser kann man eine ungewöhnliche Quartettbesetzung mit der heutzutage schon exotisch anmutenden Hammond-Orgel und dem nicht viel weniger exotischen Vibraphon neben dem Altsaxophon und dem Schlagzeug im Studio nicht aufnehmen: kristallklar und mit täuschend echt implementierter Räumlichkeit bei gelungener Integration der so unterschiedlichen Instrumente zu einem überzeugend Ganzen, wie man es seit seligen Monozeiten im Stereogewand nur selten zu hören bekommt. Chapeau! Eine dem Traditionslabel Blue Note wahrhaft würdige Leistung des Aufnahmeteams, das ebenso ungenannt bleibt wie der Trompeter, der im ersten Titel das ein und andere Mal seine hell leuchtende Botschaft kompetent in die Runde wirft, und der in seinem Gestus aus der Ferne an den jungen Miles Davis erinnert. Selbst dann, wenn hier kurzzeitig der Saxophonist David Sanborn fremd gegangen sein sollte, um eine weitere Blasinstrumentenfarbe beizusteuern: man würde es halt gerne genauer wissen. Vor allem würde man gerne erfahren, wem die glänzende Aufnahmetechnik geschuldet ist.

Was die schon etwas älteren Herren Hutcherson, Sanborn, DeFrancesco und Hart (und derTrompeter X) auf ‚Enjoy The View‘ an Swing, Bebop und Modern Jazz cool aus dem Hut zaubern – sämtliche sieben Titel stammen von den Musikern selbst – macht in der Tat nur Freude, große Freude. Joey DeFrancesco, Down Beat’s „Top Jazz Organist 2003“, darf sich in ‚Teddy‘ als durchgeknallter Jimmy Smith gerieren, der den noch jungen Joe als Mentor betreute und der außer mit Miles Davis auch mit John McLaughlin auftrat. Was für ein famoser Vibraphonist Bobby Hutcherson ist, davon kündet bereits der erste Titel ‚Delia‘. Als einer der Nachfolger der großen Jazz- Vibraphonisten der fünfziger Jahre Terry Gibbs, Cal Tjader und Mike Mainieri machte Hutcherson in den sechziger und frühen siebziger Jahren Furore. Eine Reihe von Alben des gerade 75 Jahre gewordenen Blue Note Labels kündet eindrücklich vom frühen wohl verdienten Ruhm des heute 73-jährigen. Nicht weniger Ruhm haftet David Sanborn an, der seit über vier Jahrzehnten in der Jazz-Szene mit seinem Altsaxophon laut vernehmlich mitmischt und für seinen Einsatz ganze sechs Mal mit dem Grammy ausgezeichnet worden ist. Nicht zuletzt ist Billy Hart zu nennen, der mit Bobby Hutcherson wetteifert, wer mehr Klangfarben aus seinem Instrument zu schlagen vermag, er aus seiner virtuos bedienten Schlagzeugbatterie oder Bobby aus seinem Vibraphon. Schon des lieben Friedens im Verbund dieses Quartetts aus lauter Jazzgrößen wegen kann man nur für ein klares Unentschieden plädieren.

Dass hier keine Altherrenband zugange ist, auch wenn ihr Alter aufsummiert nicht allzu weit von 300 Jahren entfernt ist, beweisen sämtliche Titel des Albums gleichermaßen. Da kann man sich als Jazzfan nur wünschen, es mögen weitere Alben in dieser Besetzung folgen. Mit oder ohne Mitwirkung des ungenannten Trompeters. Und realisiert vom selben Aufnahmeteam, dessen Namen, ebenso wie derjenige des Trompeters – Ehre, wem Ehre gebührt – gerne auch genannt werden dürfen.

Gehört haben wir diesen 96 kHz 24 Bit FLAC Download in einem akustisch optimierten Hörraum über Lautsprecher REVEL Gem2/B15a, angesteuert von einem custom-made PWM-Digitalverstärker, dessen elektrischer SPDIF-Eingang mit den Daten des Downloads über einen Audiorechner versorgt wird.


Spektrogramm
Abtastrate 96 kHz: verifiziert
Abtastbreite 24 Bit: in Ordnung

Kommentar
Aufnahme mit vollem Obertonspektrum.

Hutcherson, Sanborn, DeFrancesco, Hart - Enjoy The View

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