Keith Jarrett & Charlie Haden - Last Dance

Review Keith Jarrett & Charlie Haden - Last Dance

Was zunächst lediglich als Fortsetzung des 2010 erschienen, überaus erfolgreichen ECM-Albums ‚Jasmine‘ gedacht war, wurde kurz nach Erscheinen des neuen Albums ‚Last Dance’ zum Schwanengesang des Duos Jarrett/Haden: Charlie Haden verstarb gerade einmal vier Wochen später am 11. Juli 2014. Der Tod des Bassisten ist ein herber Verlust für die internationale Jazzgemeinde und sicherlich ein tiefer Verlust für Keith Jarrett, der in den siebziger Jahren zum ersten Mal mit Charlie Haden zu einer Aufnahmesitzung zusammentraf. Allerdings nicht alleine, sondern in Jarretts damaliger Quartettformation. Erst 30 Jahre nach Auflösung des Quartetts kam es im Rahmen eines Charlie Haden gewidmeten Dokumentarfilmprojekts zu einem erneuten Zusammentreffen der beiden Jazzgrößen: In Jarretts Privatstudio entstanden in nachhörbar entspannter Atmosphäre spontan Duo-Aufnahmen, deren erster Teil sich auf ‚Jasmine‘ findet und deren zweiter Teil – nomen est omen – jetzt als ‚Last Dance‘ vom Ende einer musikalischen Liebesbeziehung zu zweit kündet, das nicht der beruflichen Trennung des Duos, sondern dem irdischen Ende des älteren der beiden geschuldet ist.

Frei von den rhythmischen Fesseln eines vorantreibenden Schlagzeugs tauchen der Pianist und der Bassist ein in die Welten mehr oder weniger geläufiger Jazzstandards und fördern deren spezifische kompositorische Aussagekraft unverkrampft und liebevoll zu Tage, ohne sich in langatmige Improvisationen zu verlieren, die mitunter Jarretts weltweit geschätzte Soloauftritte kennzeichnen und wohl unvermeidlich dem Gestus des langatmig einsam Improvisierenden geschuldet sind. Unter dem offensichtlichen Einfluss von Charlie Haden, dem jegliche Geschwätzigkeit fremd ist, und dem das zweisame Musizieren mit Pianisten und Gitarristen zum Zeitpunkt der Aufnahmesitzung mit Keith Jarrett bereits ins Blut übergangen war, beweist Jarrett, dass er sich sehr wohl auch kurz fassen und rasch auf den Punkt kommen kann. Wie bereits auf ‚Jasmin‘ herrscht zwischen den beiden Musikern ein stetes Geben und Nehmen im gegenseitigen Einverständnis, wie das Ziel erreicht werden soll, die der Improvisation zugrunde liegende Vorgabe im besten Licht erscheinen zu lassen. Nur wenige beherzigen die Grundlage beseelenden und tief berührenden Musizierens so perfekt wie Jarrett und Haden im Duo: das uneitle aufeinander Hören, das sich gegenseitig aufmerksame Zuhören, das Sergiu Celibidache nimmermüde immer und immer wieder von der Hundertschaft seiner Münchner Philharmoniker eingefordert hatte und in glücklichen Momenten auch erhielt. So entsteht Großartiges auch in der kleinen Form des Duos.

Wie schon ‚Jasmine‘ hat ‚Last Dance‘ nicht zuletzt wegen des ECM-typischen hervorragenden Sounds alle Voraussetzungen, ein Jazzklassiker zu werden, mit dem Charlie Haden posthum alle Ehre erwiesen wird. Goodbye Charlie.

Gehört haben wir diesen 96 kHz 24 Bit FLAC Download in einem akustisch optimierten Hörraum über Lautsprecher REVEL Gem2/B15a, angesteuert von einem custom-made PWM-Digitalverstärker, dessen elektrischer SPDIF-Eingang mit den Daten des Downloads über einen Audiorechner versorgt wird.


Spektrogramm
Abtastrate 96 kHz: verifiziert
Abtastbreite 24 Bit: in Ordnung

Kommentar
Was auf den ersten Blick wegen des beschränkten Obertonspektrums des Klaviers eher aussieht wie eine Aufnahme im CD-Format, erweist sich bei genauerer Betrachtung als vollwertige 96 kHz-Aufnahme.

Keith Jarrett & Charlie Haden - Last Dance

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