Die perfekt auf dieselbe Wellenlänge eingestimmten, stets für Abenteuer offenen Begleitmusiker auf diesem Album, vor allen der sensationell einfallsreiche, auch als Arrangeur und als Produzent tätige Pianist Laurence Hobgood sind ein Glücksfall für jeden Solisten, vor allem aber für die dem Jazz zugeneigte und dem Pop nicht abgeneigte Sängerin/Songwriterin Arianna Neikrug, die mit Changes ihr Debutalbum vorlegt. Neben dem Pianisten sind dies der Schlagzeuger Jared Schonig und der Bassist Matt Clohesy, denen es überzeugend gelingt, den aktuell speziellen Seelenzustand der Sängerin kongenial widerzuspiegeln. Tatsächlich handelt es sich bei den Songs auf Changes nicht um reine Wohlfühlsongs, sondern um Songs, deren grundsätzlich positiver und lebensbejahender Tenor auch die Sehnsucht der Sängerin nach Frieden im weitesten Sinne zum Ausdruck bringt. Diese „zweischneidige“ Stimmung vermittelt Arianna Neikrug in jedem der Songs auf Changes überaus authentisch mit ihrer nicht allzu großen, schon gar nicht luxuriösen oder „schwarzen“, dafür aber quicklebendig reagierenden, hellen, hoch angelegten und mitunter kleinmädchenhaft zerbrechlichen Stimme, die jederzeit tief berührt.
Neben den beiden aus ihrer Feder stammenden Songs „Changes“ und „New York Song”, die den kontroversen Gefühlen einer aus dem beschützten Dasein eines Teenagers in die Welt einer fern des Elternhauses lebenden, erst kürzlich volljährig Gewordenen gewidmet sind, greift die 25-jährige Arianna Neikrug in ihrem Debut-Album auf das Great American Songbook ebenso zurück wie auf zeitgemäße Popsongs und R&B-Songs der 70er Jahre. „Changes“ transportiert eine gute Portion Autobiographisches der Sängerin, die ungeachtet ihres noch recht jugendlichen Alters einiges an Änderungen in Gestalt einer eher unruhigen, abwechslungsreichen Existenz erlebt hat. Bereits im Kindesalter stand sie schauspielernd und singend auf der Bühne, bevor sie an der University of Miami Frost School of Music das Jazzstudium aufnahm und erfolgreich abschloss. Eine wesentliche Station auf ihrem Werdegang als Jazzsängerin erwies sich der Gewinn des Sarah Vaughan International Jazz Vocal Competition 2015 unmittelbar nach Abschluss ihres Jazzstudiums, der ihr Auftritte mit der Crème de la Crème der Jazzszene bescherte , einschließlich Steve Miller, Alice Cooper, Kenny Burrell, Neil Young, Al Jarreau, Mindy Abair, James Moody, George Benson, Karrin Allyson, Gretchen Parlato, and Roseanna Vitro. Seitdem stehen ihr die berühmtesten US-Jazzclubs offen, wie des Birdland in New York City und des Catalina Jazz Club in Los Angeles. Zusammen mit ihrer Jazz-Sänger-Combo Extensions wurde Arianna Neikrug auf dem Monterey Next Generation Jazz Festival 2015 mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Kein Wunder also, dass auf Ihrem Debutalbum Changes nicht zu überhören ist, dass ihre Sangeskunst tief im Jazz wurzelt.
Changes ist mehr als ein vielversprechendes Debutalbum einer bemerkenswerten Neuentdeckung des Jazzgesangs. Vielmehr ist Changes ein großartiges Album einer im noch jugendlichen Alter bereits erstaunlich ausgereiften Jazz-Persönlichkeit, die mit einem eigenständigen Gesangstil eine neue, unverwechselbare Farbe in die heutzutage mit spannenden jungen Sängern besetzte Riege von Jazzsingern.