Théo Ould – Piazzolla: Balada para un loco

Review Théo Ould – Piazzolla: Balada para un loco

Alpha Classics macht jetzt auch Tango? Schaut so aus. Mit dem Album Piazzolla: Balada para un loco des französischen Akkordeonisten Théo Ould betritt das Label ein neues Feld mit einem alten Bekannten – Ould hat mit Alpha Classics vor einem Jahr bereits ein Album mit Werken von Rameau, Bach, Mozart, Tchaikovski und weiteren Granden der E-Musik präsentiert. Jetzt also mal was anderes: fast eine Stunde Tango mit Piazzolla: Balada para un loco.

Ausgewählt hat Ould zwölf Stücke, von denen er sieben für Streicher und Akkordeon selbst arrangiert hat. Als Mitspieler hat er für den Saiten-Part das serbische Quartett Quatuor Bilitis gewinnen können, dessen erste Geige allerdings eine Querflöte ist, und das um Blanche Stromboni am Kontrabass ergänzt ist. Den – zugegeben seltenen – Gesang übernimmt die Mezzosopranistin Marina Viotti. Und was würde Piazzolla dazu sagen?

So genau weiß man das natürlich nicht. Sicher ist hingegen, dass die Urteile gemischt ausfallen werden, da Ould das Recht der Jugend für sich beansprucht, dann und wann überbordend und eifrig sein zu dürfen. Libertango: Introduction beginnt sehr stimmungsvoll und kumuliert in einem furiosen Tempo, das so ausdrucksvoll zu tanzen, wie es gespielt wird, mutmaßlich eine Herausforderung würde. Wobei zwei gerade genannte Adjektive das Album tatsächlich prägen: „stimmungsvoll“ und „ausdruksvoll“.

Inverno Porteno beispielsweise beginnt geradezu mitreißend zart und zerbrechlich, um in eine ebenso mitreißende Dramatik zu wechseln, die wiederum in sanfte Töne umschwenkt. Und all das geschieht ganz natürlich; das Accelerando beschleunigt mit Maß, das Ritardando fließt sacht aus. Es stimmt einfach alles.

Und dass einfach alles stimmt, ist wiederum ein Charakterzug, der das Album durchzieht. Viele der Stücke sind nicht als Tango-Overtüren arrangiert, sondern als Dramaturgie des Lebens in seinen Facetten.

Und das hätte Piazzolla sicher gefallen. (Thomas Semmler, HighResMac)

Théo Ould, Akkordeon
Quatuor Bilitis
Blanche Stromboni, Kontrabass
Marina Viotti, Mezzosopran

Foto: Théo Ould ©Lisa Roze

Théo Ould – Piazzolla: Balada para un loco

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