Lemur
Biography Lemur
Lemur und Marten McFly
eint die Rastlosigkeit. Hummeln im Arsch, zwei unruhige Geister, denen Bauchgefühl meist vor Ratio geht. Auch ihre gemeinsame EP mit dem Namen „Provisorium“ ist so entstanden. Bevor die professionellen Aufnahmen losgingen, hatte Marten McFly bereits alle Aufnahmen provisorisch bei sich im Wohnzimmer aufgenommen. Jetzt sollte er diese noch einmal „vernünftig“ in Lemurs Studio einrappen. Trotz großer Anstrengungen zeigte sich, dass der Flavor bei allen Wohnzimmer-Aufnahmen deutlich höher war. Die Konsequenz: Von Marten McFly wurden nur provisorische Aufnahmen für die Platte genommen. Flavor vor Kopf als entscheidendes Kriterium bei der Produktion. Das meint nicht, dass hier nur hingeklatschte Stücke zu hören sind. Vielmehr wurde die Magie des Provisorischen genutzt. Der Zauber des ersten Momentes, in dem ein Gedanke aufgenommen wird ist der beste! Beide Rapper haben sich einzelne Textskizzen wieder und wieder hin- und hergeschickt, bis es passte. Dieses erste Gefühl wurde dann aufwendig wie detailverliebt musikalisch umrahmt und ist dabei wunderbar roh, dreckig und klassisch hiphopig ausgefallen.
Eröffnet wird die EP mit Provisorium. Nichts hält länger, das wissen wir! Auf der Suche nach Wahrheit entstand Geteiltes Ei, ein Track über die gesammelten Lebensweisheiten der beiden. „Sag mir deinen Namen und ich sag dir, wie du heißt“. Lemur und Marten sind sich einig: hört auf die Sprichwörter eurer Großeltern, denn sie haben Recht! Das misanthropische Lächeln ist zusammen beim Freestylen entstanden. So oft haben die beiden Rapper die hypnotisierende Refrainzeile wiederholt, dass der Rahmen stand. Hummeln ist ursprünglich eine Zusammenarbeit von Shaban und Marten McFly über die Hummeln in ihren Hintern, die sie antreiben. Lemur stieg sofort mit ein, weil ihm das Thema eine absolute Herzensangelegenheit ist und ihn, wie auch Marten McFly, als Segen und Fluch wohl das ganze Leben begleiten wird. Auf Meine Musik reflektieren die beiden Berliner die Eigendynamik ihrer geschaffenen Werke. Bis hin zu dem Punkt, an dem ihre Schöpfer die Formen, die die Musik annimmt, nicht mehr ganz nachvollziehen können. Am Ende steht ein epochaler Track namens Wände. Da zeigt sich Lemur, wie wir ihn lieben: er versucht alles kaputtzumachen. Denn so wie es ist, ist es irgendwie scheiße. Auf einem Instrumental, dass man mit Rammstein in Slomo bezeichnen möchte, wird alles zusammengebrüllt. Marten versucht es zwar wieder aufzubauen, merkt aber, dass das erneute Zerstören sinnvoller ist.
Was am Ende zwischen all den Trümmern hängen bleibt? Ganz sicher die erneute Einsicht, dass wohl eben nichts länger hält wie ein Provisorium. Und diese Wahrheit passt nicht nur auf die ruhelosen Leben von Lemur und Marten McFly, sondern trifft, wenn wir ehrlich sind, auf mehr zu als uns manchmal lieb ist.