Das Maciej Obara Quartet ist ein Neuzugang bei Manfred Eichners ECM, dem exklusiven Jazz- und Klassiklabel mit Sitz in München, das für die Musiker in seinem Portfolio ebenso berühmt ist wie für seine exquisite Aufnahmetechnik. Diese polnisch/norwegische Quartettformation mit Maciej Obara am Saxophon, Dominik Wanja am Piano, Ole Morten Vågan am Kontrabass und Gard Nilssen am Schlagzeug existiert seit etwa fünf Jahren und mutiert in Gestalt des Trompeters Tom Arthurs hin und wieder zum Quintett. Der Saxophonist und Namensgeber des Quartetts machte sich zur Jahrtausendwende zunächst mit einem eigenen Trio im Heimatland Polen einen Namen, das international Aufsehen erregte, als es 2006 den polnischen Wettbewerb für junge Jazzbands gewann. In den darauffolgenden Jahren war Maciej Obara in diversen Trio- und Quartettformationen aktiv, bevor er sein aktuelles Quartett ins Leben rief. Ab 2009 ist Maciej Obara auf zwischenzeitlich acht Alben als Alt- und Tenor-Saxophonist und als Komponist präsent. Mit dem jetzt bei ECM erschienen „Unloved“, seinem neunten Album ist ihm der Durchbruch in die Topliga der Jazzszene gelungen, kommt doch eine Veröffentlichung auf dem ECM-Label gewissermaßen dem Ritterschlag gleich.
Der Booklet-Text von „Unloved“ ist ein wenig arg spärlich ausgefallen ist, fehlt dort doch jegliche Information zum Ensemble und zu den Stücken. Dafür aber gibt eine Reihe gelungener Schwarzweißfotos von der Aufnahmesession, ein ebenfalls schwarzweißes, abstrakt gestaltetes Cover und die ECM-typische erschöpfende Auskunft, wer wo wann aufgenommen und produziert hat, nämlich Jan Erik Kongshaug im Rainbow Studio, Oslo im Januar 2017 mit Manfred Eichner als Produzent.
Bis auf das harmonische, melodienreiche Titelstück von Krzysztof Komedades, der zahlreiche Jazz-Alben kompositorisch betreut hat, stammen sämtliche Stücke auf „Unloved“ aus der Feder von Maciej Obara. Sowohl „Ula“ wie „Joli Bord“ sind vom Saxophon und Piano dominierte, balladenhafte Erzählungen überwiegend elegischer Stimmung, die mit Ausnahme unvermittelter Ausbrüche des Saxophons ruhig dahinfließen. „One For“ ist eine schon fast sommerlich hell ausgeleuchtete Spielwiese für das vom groovenden Bass und vom eher zurückhaltend agierenden Schlagzeug rhythmisch exzellent getragene Piano. Die improvisatorischen Qualitäten des Saxophonisten kommen in den Stücken „Sleepwalker“ und „Echoes“ zum Tragen, in denen Bass und Schlagzeug mit herrlichen Soli brillieren. Der Saxophonist lässt hier seinen Quartettpartnern geschlagene drei Minuten Vorlauf, bevor er sich erneut als genialer Geschichtenerzähler hinzugesellt. Im das Album abschließenden „Storyteller“ kommen auch Bass und Piano neben dem Saxophon als Geschichtenerzähler angemessen zu Wort.
Bis auf relativ wenige Ausnahmen basiert das Album „Unloved“ auf einem lyrischen Duktus, der trotz oder gerade wegen seiner konsequent eingehaltenen Realisierung eine innere Spannung erzeugt, die nicht weniger auf- und anregend ist, wie ein eine dynamisch abwechslungsreichere Gangart. Mit „Unloved“ ist dem Maciej Obara Quartet ein überzeugendes Debut-Album gelungen, das sich ebenbürtig in die Phalanx hervorragender ECM-Alben einreiht.
Maciej Obara, Altsaxophon
Dominik Wania, Klavier
Ole Morten Vågan, Kontrabass
Gard Nilssen, Schlagzeug