Beethoven haben wir eine ganze Reihe von Großtaten für die Musikwelt zu verdanken. Darunter auch die Emanzipation des Cellos als eigen-ständiger Partner im Verbund Cello und Klavier. Zwölf über die gesamte Schaffenszeit hinweg entstandene Cellosonaten und eine Reihe von Variationen künden eindrücklich von diesem revolutionären Akt, der vom Bonner Meister denn auch gleich in höchster Vollendung in die Tat umgesetzt und in den vergangenen sechzig Jahren von zahlreichen Interpreten auf Platte und CD gebannt wurde –, von den Altmeistern Casals/ Serkin, Fournier/ Kempf, Rostropivich/ Kempf über die damalgen Youngster Du Pré/Barenboim bis zu heute gestanden Künstlern, wie Maiski/ Argerich, um nur einige zu nennen, und aktuellen Youngstern, wie Jean- Guihen Queyras und Alexander Melnikov, denen wir die allerneueste Aufnahme zu verdanken haben, die auch als hochauflösender Download zu haben ist. Da sich bereits dutzende guter und sehr guter Aufnahmen auf dem Markt tummeln und dem Interessenten die Entscheidung schwer machen, welche er sich zulegen soll, ist die Frage erlaubt, wozu es noch einer weiteren Aufnahme bedarf? Nun, für die Exstenz der neuen Aufnahme spricht aus klangtechnischer Sicht deren Verfügbarkeit in hoher Auflösung in Gestalt eines Downloads. Für den eingeschworenen Klanggourmet ist das ja bereits eine hinreichende Motivation, sich die neue Aufnahme zuzulegen, zumal der Download hervorragend klingt und im Vergleich zur CD-Version die Nase vorn hat. Für das aktuelle Cello/Klavier-Album spricht aber auch, dass uns dieses Künstlerduo etwas zu sagen hat, das ihre Vorgänger jedenfalls so nicht verlautbart haben. Zwar gibt es bereits Aufnahmen von Künstlern, die sich der historischen Aufführungspraxis verbunden fühlen, nicht aber aus der jungen Generation der Vierzigjährigen, die die historische Aufführungspraxis gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen und in dieser Welt selbst ausführlich aktiv gewesen sind, um die dabei gewonnene Erfahrung letztlich jedoch auf das Spiel mit modernen Instrumenten zu exportieren.
Wie äußert sich dieser durch die Herren Queyras und Melnikov verkörperte Ansatz im Falle der Beethoven’schen Werke für Cello und Klavier auf dem bei Harmonia Mundi erschienen aktuellen Album? Zunächst einmal durch sparsamen Einsatz des Vibrato durch Jean-Guihen Queyras. Durch einen überaus schlanken und hellen Celloklang, der sich von dem eher pastosen und stets klangsatten Ton der Cello-Altmeister klar absetzt, und der, hat man sich in ihn erst einmal eingehört, alles andere als ungebührlich fett tönend erscheinen lässt. Beethovens Cellostimme in den Sonaten und Variationen wird so herrlich durchhörbar und da Alexander Melnikov diese Transparenz ima Klavier spiegelt, hören wir diesen Beethoven gewissermaßen neu, frei von Pathos.
Für die neue Aufnahme spricht aber auch die hohe Virtuosität beider Musiker, die mit unbändiger Spielfreue einhergehend Funken vor allem aus den Variationen schlägt, die einen in den Sonaten mitunter die Luft anhalten lässt, die einen sicher durch Untiefen Beethovenscher Gestaltungsexzesse geleitet, und die einen keine Sekunde aus ihrem Griff lässt. Kurz: hier haben wir es mit einer Sternstunde der Beethoven- Interpretation zu tun.
Spektrogramm
Abtastrate 96 kHz: verifiziert
Abtastbreite 24 Bit: in Ordnung
Kommentar:
Technisch mögliches Spektrum voll ausgenutzt.